Studie über Verkehrstote

Schnelle Autos - hohes Risiko für Fußgänger

Nicht wie groß die Karre, sondern wie schnell sie ist, entscheidet über Verletzungsmuster und -schwere von Fußgängern, die ihr in die Quere kommen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Vom Auto überrollt: Meist entstehen Beinverletzungen.

Vom Auto überrollt: Meist entstehen Beinverletzungen.

© kilukilu / fotolia.com

AL-AIN. Man muss offenbar nicht in einen der furchteinflößenden Geländewagen investieren, um anderen Verkehrsteilnehmern und speziell Fußgängern anständig einen mitgeben zu können.

Laut einer Studie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten tut es auch ein kleiner Personenwagen - vorausgesetzt, der Fahrer gibt ordentlich Gas.

Tatsächlich ist es schwierig, beim Studium der Untersuchung nicht in Zynismus zu verfallen. Deren Ergebnisse sind nicht nur für die Vereinigten Arabischen Emirate relevant, wo sich die rasante wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte in der erhöhten Geschwindigkeit widerspiegelt, die von einer steigenden Zahl motorisierter Verkehrsteilnehmer bevorzugt zu werden scheint (World J Surg 2012; online 27. Spetember).

15 Prozent aller Todesfälle in dem Land werden laut WHO-Zahlen durch Verkehrsunfälle verursacht - 1,7-mal mehr als durch Krebserkrankungen (8,6 Prozent) und übertroffen nur von kardiovaskulären Leiden (28,6 Prozent).

Damit nehmen die Arabischen Emirate weltweit eine vordere Position ein. Die verkehrsbedingte Mortalität liegt mit jährlich bis zu 19 Verkehrstoten/100.000 Einwohner knapp doppelt so hoch wie beispielsweise in Deutschland (11-12/100.000). Die diesbezüglichen Daten der WHO sind allerdings schon zehn Jahre alt.

Jeder fünfte Verkehrstote ein Fußgänger

Insgesamt 20 Prozent der Verkehrstoten in den Emiraten waren Fußgänger. Dies korreliert zu Umfragen, wonach dort 5 Prozent der Fahrer niemals und 11 Prozent nur gelegentlich für Fußgänger ausweichen.

Da die Zahl zugelassener Geländewagen vermutlich proportional zur herrschenden Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr wächst - wofür auch Beobachtungen auf deutschem Wagengelände sprechen -, haben Traumatologen und Chirurgen der Universität in Al-Ain eine naheliegende Frage gestellt: Wirken sich Form und Größe von Automobilen auf die Art und Schwere von Verletzungen überfahrener Fußgänger aus?

Hintergrund der Frage ist nicht zuletzt eine Studie aus den USA, wonach die Konfrontation mit einem Geländewagen für Fußgänger 1,7-mal häufiger tödlich endet als eine Kollision mit kleineren Personenwagen.

Die arabische Studie konnte dies aber nicht bestätigen. Am häufigsten fanden sich bei den untersuchten 101 über den Haufen gefahrenen Fußgängern Verletzungen der Beine, und zwar in 56,3 Prozent der Unfälle mit kleineren Autos und in 66,7 Prozent der Crashs, wenn der Gegner einen Geländewagen fuhr.

Es folgten Kopfverletzungen (53,8 vs. 57,1 Prozent), Gesichtsläsionen (37,5 vs. 28,6 Prozent) und Schädigungen der oberen Extremitäten (32,5 vs. 28,6 Prozent). Geländewagen waren an 21 Zusammenstößen mit Fußgängern beteiligt gewesen.

Keine der Differenzen erwies sich als signifikant. Wichtiger sei wohl der Anprall mit hoher Geschwindigkeit, so die Autoren. Sie wollen ihre Studie denn auch als Plädoyer verstanden wissen, die Geschwindigkeit im Straßenverkehr zu begrenzen.

Zudem fordern sie Autohersteller auf, ihr Fahrzeugdesign fußgängergerecht zu gestalten - was nota bene heißen soll, den fußläufigen Passanten weniger zu schaden.

Quelle: www.springermedizin.de

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