3. Preis Charity Award 2022
Uniklinik Augsburg glänzt mit Organspendelauf unter Corona-Bedingungen
Corona stoppt einen Lauf, bei dem die Teilnehmer für Organspenden trommeln? Das darf nicht sein, sagt ein Organisationsteam der Uniklinik Augsburg – und entwickelt ein neues, erfolgreiches Konzept. Als Auszeichnung dafür gibt es den 3. Platz des Springer Medizin Charity Awards.
Veröffentlicht:
Professor Matthias Anthuber Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Augsburg, bricht im Gespräch mit Moderatorin Yve Fehring eine Lanze für die Widerspruchslösung beim Thema Organspende.
© Helge Eisenberg
Laufen, Spaß haben und dabei Gutes tun: Um dem Thema Organspende zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen, richtet ein Organisationsteam des Universitätsklinikums Augsburg seit 2019 den Organspendelauf aus – und lässt sich durch Corona nicht entmutigen.
Für dieses Engagement hat das Team jetzt den 3. Preis der von Springer Medizin verliehenen Charity Awards 2022 erhalten.
Der Organspendelauf hat Tradition - als Initiative der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und immer beim Jahreskongress der DGCH fand er in diesem Jahr bereits zum 11. Mal statt.
Die Gala im Video: Die Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Charity Awards am 20. Oktober 2022 in Berlin.
Viele Prominente am Start
Wirklich erfolgreich war der Lauf nicht. Doch das ändert sich schlagartig beim Kongress 2019. Das Team aus Augsburg entwickelte ehrenamtlich im Auftrag der DGCH ein neues Konzept. Der Lauf wurde als öffentlich zugängliche Veranstaltung für Jedermann angeboten.
Mehr als 1000 Teilnehmer liefen mit, begleitet von vielen Prominenten aus Sport, Politik und Gesellschaft. Über Printmedien, TV- und Radiostationen und den sozialen Medien gelang es so, eine breite öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit zu erzielen.
Das Thema Organspende war lokal, regional und in Teilen national so präsent wie schon lange nicht mehr. Der finanzielle Überschuss durch Sponsoring und Spenden wurde in Spendenform an Organisationen weitergereicht, die sich seit Jahren unermüdlich und erfolgreich im Bereich der Kindertransplantation engagieren: der Kinderhilfe Organtransplantation (KiO) und dem Ederhof der Rudolf Pichlmayr-Stiftung für kindliche Rehabilitation nach Transplantation.
Springer Medizin Gala 2022
Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2022.
Pandemie bringt die Idee des virtuellen Laufs
Dann der Rückschlag: 2020 und 2021 konnte der Lauf aufgrund der Pandemie nicht in gewohnter Form stattfinden. Stattdessen wurde die Idee geboren, den Lauf mithilfe einer App für mobile Endgeräte virtuell stattfinden zu lassen. So konnte der Lauf ortsunabhängig mit mehr als 4000 Teilnehmenden ausgerichtet werden.
Das Konzept: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer läuft zu einer selbst gewählten Zeit auf seiner selbst ausgesuchten Strecke. Die App registriert den Lauf und teilt mit, wenn die vorgeschriebene Distanz erreicht ist. Auf Basis dieser Daten gibt es dann auch eine Ergebnisliste und Urkunden für alle Teilnehmer.
„Wir meinen, dass wir durch das Ausweichen auf eine virtuelle Plattform für den Lauf das Beste aus der schwierigen Situation gemacht zu haben. Wir bleiben voller Zuversicht, dass wir durch unsere Initiative einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Organspendesituation in Deutschland leisten können“, so der Leiter des Organisationsteams, Professor Matthias Anthuber, Direktor Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie an der Uniklink Augsburg.
Hybrider Lauf organisiert
Aufgrund des großen Erfolgs wurde der Lauf in diesem Jahr im April erstmals als so genannter hybrider Lauf organisiert. In Leipzig gab es einen echten Lauf, dazu kam ein virtuelles Laufangebot, an dem weltweit insgesamt fast 2500 Menschen teilgenommen haben.
Zentrales Anliegen des Laufs ist es, das Thema Organspende und Organtransplantation in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Denn trotz der mit rund 84 % überaus positiven Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Organspende besitzen lediglich 36 % aller Deutschen einen Organspendeausweis. Rund 900 Patienten warten daher in jedem Jahr vergeblich auf ein Spenderorgan, täglich sterben bis zu drei Menschen auf den Wartelisten.
Anthuber-Appell bei der Preisverleihung
Matthias Anthuber wies bei der Preisverleihung in Berlin auf die besondere Situation der Patientinnen und Patienten hin, die auf eine Spenderleber warten. Im Gegensatz zu Nierenkranken mit der Option der Dialyse gebe es hier keine Ersatzverfahren. Und: Patienten, die auf ein Spenderherz warten, könnten heute mit Hilfe eines Kunstherzens zwei, auch drei Jahre überleben. „Aber unter welchen Bedingungen?“, so Anthuber.
Ist mehr Aufklärung nötig, oder die Widerspruchslösung in Deutschland? „Meine Meinung dazu ist vollkommen klar“, so der Augsburger Chirurg. „Es braucht beides! Denn wenn wir nicht genügend informieren, nicht genügend aufklären, werden wir die Menschen nicht für die Widerspruchslösung gewinnen können! Ich glaube, man kann von einer erwachsenen Person erwarten, zu Lebzeiten sich nur zu äußern: will ich oder will ich nicht? Und jede Entscheidung wird akzeptiert. Nur – jeder und jede soll sich mit dem Gedanken auseinandersetzen!“, so der klare Appell von Anthuber. (eb)