Nationales Gesundheitsportal
Valide Gesundheitsinfos statt Fake News
Mitten in einer Zeit von Verunsicherung und Verwirrung will das Gesundheitsministerium Bürgern valide Gesundheitsinformationen an die Hand geben. Erstes Ziel: Online-Infos zu den 200 häufigsten Krankheiten liefern.
Veröffentlicht:Berlin. Die aktuellen Demonstrationen gegen die Corona-Einschränkungen, der Widerstand gegen Impfungen, aber auch die grassierende Unkenntnis über die manchmal verschlungenen Pfade durch das Gesundheitssystem legen offen, dass es um das Gesundheitswissen in Deutschland nicht an jeder Stelle gut steht.
Am 1. September geht das lange vorbereitete Internetportal zur Förderung der allgemeinen Gesundheitskompetenz an den Start. Zunächst sollen Informationen zu den 200 häufigsten Krankheitsbildern dort abgebildet werden, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn der „Stuttgarter Zeitung“ (Montagausgabe). Das Angebot solle auch „Falschinformationen“ entgegentreten.
Mehr als die Hälfte hat Probleme
Mehrfach wissenschaftlich unterfüttert hat das Thema in der jüngeren Vergangenheit das Interdisziplinäre Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld unter Leitung von Professorin Doris Schaeffer. Ihr zufolge haben mehr als die Hälfte der Menschen (54 Prozent) in Deutschland erhebliche Schwierigkeiten, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen.
Vor allem Einwanderer (71 Prozent), arme Menschen (78 Prozent) Menschen mit niedrigem Bildungsniveau (62 Prozent), chronisch erkrankte Menschen (73 Prozent) und hochbetagte Menschen (66 Prozent) kommen demnach mit Gesundheitsinformationen, auch denen von Ärzten und Apothekern, nicht immer klar.
In diesen Zahlen steckt zudem ein Anteil von rund zwölf Prozent der erwerbsfähigen Menschen in Deutschland, die nicht richtig lesen und schreiben können und von daher schon beim Umgang mit Beipackzetteln in Gefahr geraten können. Diese Größe hat die LEO-Universität in Hamburg Anfang des Jahres erhoben.
KBV und BÄK sind dabei
Am Dienstag soll nun das Gesundheitsportal des Bundes www.gesund.bund.de an den Start gehen. Dahinter steht eine „Allianz für Gesundheitskompetenz“, die sich im Juni 2017 auf Betreiben des damaligen Gesundheitsministers Hermann Gröhe (CDU) zusammengefunden hat. Den Auftrag, das Portal zu entwerfen und umzusetzen, erhielt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Mitglieder der Allianz sind die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer, der Gemeinsame Bundesausschuss, der GKV-Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft , der Deutsche Pflegerat, die Apothekerverbände und Selbsthilfe und die Verbraucherzentralen. In der Folge haben die Universität Bielefeld gemeinsam mit der Hertie School of Governance in Berlin den „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ aufgelegt. Das Projekt gefördert haben der AOK Bundesverband und die Robert Bosch Stiftung.