EvidenzUpdate-Podcast

Länger leben dank CT? Über die CAUGHT-CAD-Studie und Koronarkalk

KHK in der Familie aber Koronarkalk: Dann hin und wieder ins CT und schon nehmen die Plaques ab, wird das Leben länger? Eine Episode vom EvidenzUpdate-Podcast über einen echten CAC-Score.

Prof. Dr. med. Martin SchererVon Prof. Dr. med. Martin Scherer und Denis NößlerDenis Nößler Veröffentlicht:

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🎙️ „Verlängere ich mein Leben, wenn ich mich ins CT lege?“ – Diese Frage bringt Martin Scherer im neuen EvidenzUpdate-Podcast mitten ins Herz der Kritik an der aktuellen CAUGHT-CAD-Studie aus Australien. Und so viel vorweg: Die Antwort ist ein klares Jein mit Tendenz zu Nein.

🏥 Die Studie untersuchte, ob ein CAC-Score (Koronararterien-Kalzium-Score) bei Menschen mit familiärer Vorbelastung und intermediärem Risiko nützlich ist – mit dem Ziel, Plaque-Progression zu verhindern. Die Methode: CT und Statine für die einen, „Usual Care“ für die anderen.

🧪 Das Ergebnis? Statine wirken. Und das wussten wir bereits. „Surrogatparameter sind irreführend“, bringt es Scherer auf den Punkt. Denn: „Die Studie zeigt nicht, ob man durch das CT länger lebt.“

📉 Was fehlte? Harte Endpunkte wie Herzinfarkt oder Todesfälle. Und weil die Interventionsgruppe großzügig Statine bekam, war es am Ende eher eine Lipidstudie statt eine Untersuchung zum Nutzen des CT an sich.

💬 Scherer resümiert trocken: „Was man weiß: dass Lipide helfen und dass Surrogatparameter nicht helfen.“

📦 Fazit der Episode:

  • CT ja, aber nur gezielt, z. B. bei unklaren Symptomen im Marburger Herz-Score-Graubereich.
  • Kein Screening-Werkzeug für die breite Masse.
  • Und von der CAUGHT-CAD-Studie bleibt vor allem hängen: „Finger weg vom CT als Screening-Tool.“

👎 Scherers Urteil? „Die Studie kriegt ein Minus von mir.“ Aber Nößler dreht’s positiv: „Dann hat sie ja auch was Gutes – sie zeigt, was man lieber nicht machen sollte.“ (Dauer: 17:58 Minuten)

Anregungen? Kritik? Wünsche?

Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com

Shownotes

  1. Nerlekar N, Vasanthakumar SA, Whitmore K, et al. Effects of Combining Coronary Calcium Score With Treatment on Plaque Progression in Familial Coronary Artery Disease. JAMA. 5 March 2025. doi: 10.1001/jama.2025.0584
  2. Nasir K, Blankstein R. Transforming the Cardiovascular Disease Prevention Paradigm. JAMA. 5 March 2025. doi: 10.1001/jama.2025.2323
  3. Blaha MJ. Filling the Evidence Gaps Toward a Coronary Artery Calcium-Guided Primary Prevention Strategy. JAMA Cardiology. 5 March 2025. doi: 10.1001/jamacardio.2025.0410
  4. Mandrola J. Coronary Artery Calcium Trial Fails to Impress. Sensible Medicine. 2025. www.sensible-med.com (accessed 25 Mar 2025).
  5. Scherer M, Nößler D. EvidenzUpdate-Podcast: NVL-„Jubel“, SCOT-HEART-Kritik – und die Soundmaschine. Ärzte Zeitung. 2025. www.aerztezeitung.de (accessed 25 Mar 2025).

Transkript

Nößler: Sondervermögen, Superschulden, Statine für alle – und was bitteschön hat das alles mit Verkalkung zu tun? Das schauen wir uns heute an. Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Episode des EvidenzUpdate-Podcast. Wir, das sind ...

Scherer: Martin Scherer.

Nößler: Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der DEGAM und Direktor des Instituts und Poliklinik für Allgemeinmedizin am UKE in Hamburg. Und hier am Mikro ist Denis Nößler. Moin, Herr Scherer!

Scherer: Moin, Herr Nößler!

Nößler: Wie geht es Ihnen?

Scherer: Sehr gut, vielen Dank. Hier scheint die Sonne. Und die Allergiesaison löst die Infektsaison ab, nahtlos gefühlt.

Nößler: Nahtlos. Irgendwas ist immer. Aus der Kategorie „irgendwas ist immer“ könnte ich heute Morgen auch die Deutsche Gesellschaft für Herz-Kreislauf-Forschung und Kardiologie nehmen. Die hat tatsächlich – wir zeichnen am Freitagmorgen auf, das darf man soweit verraten – eine Pressemitteilung im Namen der Nationalen Herzallianz rausgehauen. Und da zitiere ich mal folgenden Satz draus: „Die Nationale Herzallianz appelliert daher an die kommende Bundesregierung Maßnahmen zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit im Regierungsprogramm zu verankern, um eine nationale Herz-Kreislauf-Gesundheitsstrategie zu etablieren.“ Zitat Ende. Herr Scherer, raten Sie mal, was die vorschlagen?

Scherer: Eine straffe Durchmedikalisierung der Gesellschaft und einer Aufblähung der Medizin, mehr Check-ups, mehr Statine, mehr von allem.

Nößler: Bravo! Der Kandidat hat drei Punkte. Das könnte ein Applaus wert sein.

Scherer: (SOUND APPLAUS)

Nößler: Herr Scherers Soundmaschine ist auch wieder am Start. Also Sie haben natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Vielleicht zur Kenntnis für das Protokoll für alle, die zuhören, Herr Scherer ist nicht informiert gewesen über diese Pressemitteilung, wir auch nicht. Es ist wieder natürlich die GU drin, ab 40, über Cholesterinämie, aber auch Nichtraucherkampagne mit Erhöhung der Tabaksteuer, nationales Herzregister möchten sie gerne unterstützt bekommen. Evidenzaufbau der Förderung evidenzbasierter struktureller Primärprävention und Verhältnisprävention, unter anderem mit Lebensstilmodifikation im Kindesalter und dann natürlich noch das Thema Laien- und Telefon-Reanimation, Ersthelfer-Apps. Bei welchen dieser Dinge würden Sie mitgehen?

Scherer: Verhältnisprävention selbstverständlich, Tabak sowieso als eine Mischform von Verhältnis und Verhaltensprävention. Und selbstverständlich bei der Laien-Reanimation.

Nößler: Man sieht, vielleicht ist sogar eine Annäherung möglich. Es wird spannend. Also in der Politikberatung bringt sich die Kardiologie schon mal in Stellung. Und wer weiß, ob Martin Scherer vielleicht dann doch recht behält, werden wir sehen, ob die NoKo eine Medikalisierungskoalition wird. Ich sage mal, genug Kohle machen die ja gerade locker, da kann man ordentlich was ins System pumpen.

Scherer: Sie hatten das Sondervermögen in Ihrem Intro. Vielleicht ist da auch ein Sondervermögen für das EvidenzUpdate drin, mal sehen.

Nößler: Könnte das ein Kompromiss sein? Wenn aus dem Sondervermögen ein Teil für Lipidsenkung ausgegeben wird und wir dazu etwas fürs EvidenzUpdate bekommen, dann würden wir das mitmachen, diesen Deal.

Scherer: Vielleicht muss man den Zuhörerinnen und Zuhörern mal sagen, wir kriegen gar nichts dafür, nicht wahr? Also ich kriege keinen Cent. Und bei Ihnen, Herr Nößler, weiß ich das nicht genau wie das da ist. Aber das gehört ja auch eigentlich zum Disclosure-Codex dazu, dass man sagt: Wir verdienen mit dem EvidenzUpdate jedenfalls nichts.

Nößler: So ist das. Das ist Ehrenamt. Das Ganze wird nicht irgendwie finanziert, eigentlich kostet es nur Kohle und Zeit, das zu machen.

Scherer: Aber wir machen es gerne. Und ich freue mich auf die heutige Episode.

Nößler: So. Und damit sind wir bei unserem eigentlichen Thema. Das Sondervermögen und die Superschulden haben wir abgeräumt. Wir nähern uns der Statintherapie – mal wieder – und ganz besonders dem Thema Koronarkalk beziehungsweise Kalzifikation. Und wir wollen ein bisschen nachdenken über Relevanz oder Nicht-Relevanz von Kalzium-Scores. Nämlich hier im konkreten Fall bei Menschen, die keine Symptome haben, aber eine positive KHK-Familiengeschichte. Ein treuer Fan des Podcasts hat uns den Typ gegeben, wir sollten uns mal diese australische CAUGHT-CAD Study anschauen, die ist just publiziert. Herr Scherer, wo verlinken wir das?

Scherer: In den Shownotes.

Nößler: In den Shownotes. Und da gibt es ein bisschen was kritisch zu besprechen, da können wir dann auch mal jemanden zitieren. Herr Scherer ist da, glaube ich, auch relativ ident in der Kritik. Vielleicht erst mal so die Basisfakten: Die CAUGHT-CAD Study – was ist das und wie haben die da untersucht?

Scherer: Also erst mal zum Akronym, Herr Nößler, man hat ja oft das Gefühl, die Leute, die suchen sich erst ein cooles Akronym und dann vielleicht eine Fragestellung und einen Kittel, der dazu passt. Also CAUGHT könnte man ja fast meinen, catch – caught – caught, fangen – fing – gefangen, also das Partizip von catch, da konnte man fast sagen: caught another unconvincing ghostly health target. Wieder einen unsinnigen Surrogatparameter eingefangen. CAUGHT steht, glaube ich, für was anderes. Aber Stichwort „wieder ein Surrogat eingefangen“, das die Welt wahrscheinlich nicht braucht. Was lernen wir von diesem Trial? Ich möchte es gleich zu Beginn spoilern, wir lernen das, was wir schon wissen, nämlich dass Statine wirksam sind in der Stabilisierung von Plaques und auch in gewisser Weise in der Plaque-Volumenreduktion. Und wir lernen, dass Surrogatparameter irrführend sind. So viel schon mal gleich.

Nößler: Um das vorwegzunehmen, also es klingt fast so, es ist eine Arbeit aus dem Phänomen Publish or Perish oder hat Sie vielleicht nicht dann doch auch ihren Wert?

Scherer: Das ist sehr schwer zu sagen. Also die Studie ist nicht Fisch und nicht Fleisch, weil sie keine diagnostische und auch eigentlich keine therapeutische Studie ist. Eigentlich sind die Autoren angetreten, um zu untersuchen, ob dieser CAC-Score ...

Nößler: Er heißt CAC-Score, genau.

Scherer: Dieser Koronararterien-Kalzium-Scoring, ob dieser Score als Basis einer Intervention bei Patientinnen und Patienten mit familiärer Vorbelastung und intermediärem Risiko dann eine Plaque Progression verringern kann. Mit anderen Worten: open Label, Trial. Open Label, das heißt, nicht verbindet, ungefähr 365 Leute, die Hälfte waren in der Interventionsgruppe, die haben dann ein Koronar-CT bekommen, eine darauf basierende CAC-Score-basierte Intervention. Aber eben auch Lipidsenker, also Statine. Und das verwässert das Ganze so ein bisschen. Im Grunde genommen ist es eine Lipidstudie. Und die andere Gruppe hat Usal Care bekommen. Und siehe da, die Interventionsgruppe zeigte eine stärkere LDL-Senkung – oh Wunder, die haben ja auch alle Statine bekommen – und eine geringere Zunahme des Plaque-Volumens als die Personen in der Standardtherapie. Und wie es dann oft so ist, und deshalb ist die Studie vielleicht dann doch obsolet, harte klinische Endpunkte wie Herzinfarkt oder Todesfälle wurden nicht untersucht, aber wir wissen, dass die Plaque-Situation nach drei Jahren besser ist, wenn man Lipide nimmt und ein CT davor schaltet.

Nößler: Dann könnte man ja sagen, die Studie bestätigt, was man gemeinhin eigentlich auch schon weiß.

Scherer: Was man weiß, dass Lipide helfen und dass Surrogatparameter nicht helfen.

Nößler: Also die Autoren gehen natürlich sehr, sehr weit in ihrer Schlussfolgerung, auch wenn dann immer irgendwie dieses – jetzt zitiere ich Martin Scherer: „further research is needed“ – sie gehen relativ weit und sagen dann: Ja, das ist total super, die stärkere Senkung, die wir hier gefunden haben. Und ihre Ergebnisse unterstützen den Einsatz des CAC-Scores neben präventiven Maßnahmen bei Patienten mit intermediärem KHK-Risiko. Ist es auch nicht so, Martin Scherer, dass Usal Care zwar auch Statine beinhaltet hat, aber in der Verum-Gruppe, nenne ich es mal, also die mit CT und CAC-Score, einfach eine intensivere Lipidsenkung bekommen haben.

Scherer: Genau das ist die Sache, Herr Nößler. In der Interventionsgruppe wurde eben 40 mg Atorvastatin gegeben. Und in der Usal Care Gruppe blieb jetzt eine konkrete Empfehlung für Lipidsenker aus. Insofern ist es, wenn Sie so wollen, fast eine Statin-Studie.

Nößler: Dann ist das Zwischenfazit, Martin Scherer: Statin nützen und ob ein CAC-Score dabei hilft, weiß man nicht.

Scherer: Statine nützen, das wussten wir auch schon vorher, Herr Nößler. Vielleicht noch einmal zurück: Wie entsteht so eine Atherosklerose? Also das Low-density Lipoprotein, LDL, transportiert Cholesterin im Blut. Und bei erhöhten LDL-Konzentrationen gibt es eine Akkumulation von LDL in der Intima. Dort wird dann das LDL oxydiert, dann kommen die Schaumzellen beziehungsweise entstehen und es bilden sich Plaques mit Lipidkern. Wenn man jetzt das LDL senkt, zum Beispiel mit Statinen oder auch mit den anderen PCSK9-Hemmern, dann reduzieren wir den LDL-Spiegel im Plasma, dann gibt es weniger Nachschub für die Plaques, aber gleichzeitig – und das ist eben diese Plaque-stabilisierende Wirkung der Statine – sind sie entzündungshemmend, das CRP geht runter, sie sind antioxidativ, stabilisieren dann das Endothel. Und deshalb finden wir in dieser Studie dann nach drei Jahren auch eine Plaquevolumen-Reduktion. Der Rückgang ist nicht spektakulär. Es gibt eine fibröse Kappe und die kalzifizierenden Bestandteile sind weniger reversibel, aber die LDL-Senkung verhindert den weiteren Aufbau. Das sind alles Dinge, die wussten wir schon vorher.

Nößler: Also an der Stelle schon mal Grüße an die australischen Autoren. Es ist nicht überliefert, dass sie diesen Podcast verfolgen. Gehen wir noch mal so ein bisschen näher auf Kritikpunkte ein. Wir haben schon gesagt, der Tipp, dass wir uns mit dieser Arbeit mal beschäftigen könnten, kam von einem Fan. Und der hat uns auch – das kann man auch mal in diesem Podcast machen – absoluter Abo-Tipp, Sensible Medicine ist ein Blog von US-Autoren, die da auch sehr kritisch mit ihren Fächern und auch mit Publikationen umgehen und dort der durchaus bekannte US-Kardiologe John M. Mandrola hat die Arbeit auch so ein bisschen auseinandergenommen. Und was er an Kritik bringt, ist – Sie haben es schon angedeutet –, dass hier in der Studie ein schwacher Surrogatendpunkt benutzt wurde. Und er geht auch auf diesen fehlerhaften Vergleich ein, also einmal gab es Lipidsenkung, dann eben nicht in der Kontrollgruppe. Wie gehen Sie mit ihm mit, Herr Scherer?

Scherer: Zu 100 Prozent. Also er beschwert sich auch über den schwachen Surrogatendpunkt. Er beschwert sich über den verdeckten Therapieeffekt, dass die Interventionsgruppe eben Statine gekriegt hat, die Kontrollgruppe nicht. Und dass die Studie keine wirkliche diagnostische Studie ist, eigentlich auch keine therapeutische Studie. Und wenn man es ehrlich angegangen hätte, hätte man es anders machen müssen: alle in der Interventionsgruppe haben ein Koronar-CT gekriegt, haben dann eine nurse-led intervention gekriegt, das heißt, haben das von einer Nurse-Person noch mal alles erklärt gekriegt, haben dann ihre Statine gekriegt und in drei Jahren ein Kontroll-Koronar-CT. Wenn ich jetzt wirklich eine CT-basierte Intervention testen will, dann hätte ich das so machen müssen, dass ich die untersuche, dass dann eine Aufklärung passiert und danach dann das weitere Prozedere recorded wird. Das heißt, es muss dann geguckt werden, ob in der ärztlichen Therapie sich entschieden wird für eine Statintherapie oder was da genau gemacht wird, dafür muss ich dann kontrollieren. Aber das ist dann sozusagen Folge der Intervention. Das muss ich ein bisschen offenlassen, wenn ich das vorher mit den Statinen schon festlege, habe ich eine Lipidtherapiestudie und keine diagnostische Studie. Das heißt, ich muss, wenn ich wirklich eine diagnostische Studie mache, muss ich eine Untersuchung machen, muss ich reporten, aufklären und dann ein Stück weit offenlassen, was dann danach in der Versorgung passiert. Ich muss natürlich wissen, was passiert, damit ich dann das auch analysieren kann.

Nößler: Dann hätte man quasi abhängig des CAC-Stores die interventionelle Entscheidung treffen müssen und dann hätte man den Outcome messen können.

Scherer: Richtig. Das, was die Patientinnen und Patienten wissen wollen, verlängere ich mein Leben, wenn ich mich ins CT lege, das kann die Studie überhaupt nicht liefern. Erstens, weil sie eben diese komische Zwitterposition hat aus Therapie und Diagnostik und dann eben, weil sie keine harten klinischen Endpunkte hat, keinen Herzinfarkt, keine Todesfälle, keine Schlaganfälle oder sonst was.

Nößler: Sie haben übrigens gerade die Überschrift für diese Episode formuliert. Großartig. Verlängere ich mein Leben, wenn ich mich ins CT lege. Phänomenal. Das ist normalerweise immer so im Nachgang eine der schlimmsten Übungen, eine vernünftige Headline für das Gespräch zu finden. Und jetzt schießt Herr Scherer mit seiner Soundmaschine, die müssen Sie jetzt eigentlich noch mal anmachen, einfach mal so eine Headline raus.

Scherer: (SOUND)

Nößler: Ich dachte erst, es wäre ein Bäuerchen. Hatten wir auch schon. Brauchen wir vielleicht noch mal an anderer Stelle. Wir haben gesagt, heute machen wir mal eine knackige kurze Episode, wir wollen die Leute ja auch nicht immer quälen. Ja, was tun, Martin Scherer? Jetzt haben wir so eine Arbeit, die weder Fisch noch Fleisch ist, die Dinge mitteilt, die man eigentlich weiß und sonst relativ wenig Wissen dazu bringt. COC-Score, was können wir jetzt eigentlich mitnehmen? Pros and Cons.

Scherer: Das Koronar-CT bleibt eine gute Möglichkeit bei ausgewählten Patienten, schnell zu einer belastbaren Aussage zu kommen. Aber ich möchte in dem Zusammenhang an die Episode erinnern, wo wir das auch gut besprochen haben, ich glaube, das war die vorletzte. Da ging es um Koronar-CT und es ging eben auch darum, wie man die Patientinnen und Patienten identifiziert, die da reinkommen. Man fängt beim Marburger Herz-Score an, dann haben die vielleicht 2 Punkte mit einem mittleren Risiko. Da hat man noch so einen Graubereich, was man macht bei 2 Punkten Marburger Herz-Score. Ab 3 Punkten geht man schon von einem erhöhten Risiko aus und dann macht es auch Sinn, da ein Koronar-CT zu machen. Aber die Studie hilft uns für die hausärztliche Therapie und das hausärztliche Risikomanagement überhaupt gar nicht weiter. Daran ändert sich gar nichts. Wir machen eine klassische Risikobewertung, zum Beispiel mit Ariba, und flächendeckenden Nutzen für ein CAC-Screening gibt es nicht. Ich kenne viele Screening, die man auch genauso nennen könnte. Es gibt dann immer wieder auch die Gefahr der Überdiagnostik, der Medikalisierung und unnötige CTs. Die Studie kriegt ein Minus von mir, Herr Nößler. Ich kann da jetzt nichts rausziehen, was uns weiterhilft.

Nößler: Und ich mache jetzt die Vorzeichenumkehrung. Von Martin Scherer kriegt diese Publikation ein Minus. Ich mache die Vorzeichenumkehrung und sage: Na ja, dann hat sie ja auch was Gutes, weil sie mitteilt, lass die Finger von dem CT in diesem Fall.

Scherer: Lass die Finger vom CT als Screening-Tool. Aber für die individuelle Patientenberatung ist ein Koronar-CT, das haben wir ausführlich besprochen, durchaus eine sehr gute Alternative zum klassischen Herzkatheter.

Nößler: Das verlinken wir auch in den Shownotes, die Episode am 5. Februar, NVL-Jubel, SCOT-HEART-Kritik und die Soundmaschine. Da haben Sie die das erste Mal mitgebracht. Das ist doch noch mal einer wert.

Scherer: (SOUND)

Nößler: Das ist der Comic-Modus. Dann würde ich sagen, Martin Scherer, sind wir für heute mal mit einem knackigen Episödchen schon am Ende. Und Ihnen droht wie immer die Frage nach dem Cliffhanger.

Scherer: Den Cliffhanger könnten wir ja dieses Mal für den hermeneutischen Kreisschluss verwenden und zu dem Sondervermögen und der großen Politik zurückkehren. Da dürfte es auch gesundheitspolitische Themen geben, die wir hier einmal besprechen können.

Nößler: Dann werden wir das so tun. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung – das muss man noch sagen – war die Bundesratsentscheidung noch nicht gefallen. Na ja, wir werden es dann sehen. Martin Scherer, ich bedanke mich für die wunderbare Überschrift, für ein nettes, kurzes, feines Gespräch über CAC-Scores und australischen Studienarbeiten, die ein Minus kriegen. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Ihnen da draußen auch, und auf bald!

Scherer: Auf bald! Tschüss!

Nößler: Tschüss!

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