Landarzt

170 Quoten-Medizinstudenten in NRW

Die Landarztquote kommt zum nächsten Wintersemester. Wer darüber einen Studienplatz erhält, muss zehn Jahre in einer unterversorgten Region arbeiten – sonst muss der Absolvent bis zu 250.000 Euro zahlen.

Von Christian Bellmann Veröffentlicht:
Wer in Nordrhein-Westfalen Medizin studieren will und kein Super-Abi hat, dem kann vielleicht mit der Landarztquote geholfen werden.

Wer in Nordrhein-Westfalen Medizin studieren will und kein Super-Abi hat, dem kann vielleicht mit der Landarztquote geholfen werden.

© Peter Atkins / Fotolia

DÜSSELDORF. Der Umsetzung der Landarztquote in Nordrhein-Westfalen steht nichts mehr im Weg. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat jetzt mit einer Rechtsverordnung festgelegt, wie das Auswahlverfahren erfolgen soll.

Die im Dezember 2018 beschlossene Quote reserviert ab Wintersemester 2019/20 jährlich insgesamt rund 170 der 2000 Studienplätze in NRW für Medizinstudenten, die sich dazu verpflichten, eine Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu absolvieren und sich im Anschluss für mindestens zehn Jahre in einer mit Hausärzten unterversorgten Region in NRW niederzulassen. Erfüllen sie dies nicht, droht eine Strafe von 250.000 Euro.

Zweistufiges Auswahlverfahren

„Es geht darum, Studienplätze an diejenigen zu vergeben, die sich eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in ländlichen Regionen vorstellen können“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag in Düsseldorf. Für sie ist ein Spitzenabitur nicht mehr die einzige Voraussetzung für ein Medizinstudium. Die Rechtsverordnung sieht ein zweistufiges Auswahlverfahren vor.

Auf der ersten Stufe werden der Abiturschnitt und der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) mit je 30 Prozent sowie einschlägige berufliche Erfahrung mit 40 Prozent gewichtet. Auf Basis der damit gebildeten Rangliste können auf der zweiten Stufe 340 Bewerber an einem Auswahlgespräch teilnehmen, bei dem in Gesprächssituationen und Simulationen Eigenschaften und Fähigkeiten ermittelt werden. Die Ergebnisse beider Stufen fließen in eine Gesamtrangliste ein, die über die Zulassung entscheidet.

Das Auswahlverfahren ist der regulären Vergabe der Studienplätze vorgeschaltet und soll über das Landeszentrum Gesundheit NRW in Bochum laufen. Die 170 Plätze verteilen sich auf alle acht Universitäten mit medizinischen Fakultäten in NRW. An jeder einzelnen sollen 7,6 Prozent der Studienplätze für Humanmedizin für die im Zuge der Landarztquote ausgewählten Studierenden zur Verfügung stehen.

Bis zu 20 Prozent der Medizinstudienplätze können über Vorabquoten vergeben werden. 12,4 Prozent sind davon bereits ausgeschöpft, unter anderem für ausländische Staatsangehörige, den Sanitätsoffizierdienst der Bundeswehr oder außergewöhnliche Härtefälle.

NRW ist Quotenvorreiter

NRW ist das erste Bundesland, das eine Landarztquote einführt. Andere Länder wie Bayern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wollen folgen. Laut dem Gesundheitsministerium sind 6400 der 11.500 Hausärzte in dem Bundesland älter als 55 Jahre. „Zwei Drittel der Hausärzte in ländlichen Regionen sind über 60“, sagte Laumann. „Jeder weiß, was das für die ärztliche Versorgung dort bedeuten wird.“

2016 sind mehr als 450 Hausärzte aus der Versorgung ausgeschieden. Zuletzt wurden nur zehn Prozent der Absolventen Allgemeinmediziner, nur wenige von ihnen ließen sich in unterversorgten Regionen nieder.

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