Krankenhaus-Report 2017
AOK fordert Mindestmengen für mehr Indikationen
Mindestmengen bei Operationen sorgen für höhere Ergebnisqualität. Zu diesem Ergebnis kommt der AOK-Krankenhaus-Report 2017. Die Kasse fordert einen Ausbau für Hüftendoprothesen, Schilddrüsen- und Brustkrebsoperationen.
Veröffentlicht:BERLIN. Mehr Tempo beim Strukturwandel in der stationären Versorgung haben Vertreter der AOKen gefordert. Über Mindestmengen und Zentrenbildung lasse sich die Qualität im Krankenhaussektor steigern, sagte AOK-Bundesverbandsvorsitzender Martin Litsch am Dienstag bei der Vorstellung des Krankenhaus-Reports 2017 in Berlin.
Derzeit würden die bislang vorgegebenen Mindestmengen für sieben Indikationen oft nicht eingehalten. Knapp die Hälfte der 700 Krankenhäuser, die Operationen an der Bauchspeicheldrüse durchführe, erreiche die Mindestmengen von zehn nicht. Das gelte sogar für drei Viertel der 400 Häuser, die Operationen an der Speiseröhre vornehmen, heißt es im Report.
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie hält für diese Eingriffe eine Mindestmenge von 120 im Jahr für sinnvoll. Schon mit einer Vorgabe von mindestens 20 Ösophagus-Resektionen im Jahr für ein Zentrum lasse sich die Sterblichkeit positiv beeinflussen. In den Niederlanden habe sich die Mortalität nach diesen Eingriffen um ein Viertel verringern lassen, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.
Kritik übte Litsch auch an den Planungsbehörden: Die Länder unterstützten die Krankenhäuser mit großzügigen Ausnahmeregelungen. Neue Mindestmengen sollten für Hüftendoprothesen, Schilddrüsen- und Brustkrebsoperationen sowie in der Geburtshilfe eingeführt werden, fordert nun Litsch. Zudem sollten Mindestmengen auch von den Operateuren gefordert werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft solle ihre Blockadehaltung im Gemeinsamen Bundesausschuss aufgeben.
Die Länder können Kliniken, die die Mindestmengen unterschreiten, bei nachgewiesen guter Qualität Ausnahmegenehmigungen erteilen. Ob ein Haus mit Kleinstmengen gute oder schlechte Arbeit leiste, sei statistisch und wissenschaftlich nicht bewertbar, kritisierte Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
"Je mehr Fälle, desto geringer die Sterblichkeit, ", warb auch der ehemalige Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Professor Hartmut Bauer für eine Untergrenze bei Operationen. Für diese Zusammenhänge gebe es ausreichend Evidenz. Nicht bestätigt sei dagegen, dass der technische Fortschritt mangelnde Erfahrung beim Operieren ausgleichen könne, sagte Bauer.
Erfahrung führe zu kürzeren Operationszeiten und geringeren Komplikationsraten. Die nötige Lernkurve sei allerdings nicht über die für die Weiterbildung vorgesehenen Richtzahlen zu erreichen, sagte Bauer.
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