Lehre aus der Pandemie

AOK mahnt rasche und grundlegende Krankenhausreform an

Corona macht laut AOK-Bundesverband deutlich, wie überfällig der Umbau der Kliniklandschaft ist. „Wir brauchen mehr Spezialisierung und Konzentration“, heißt es bei der Vorstellung des neuen Krankenhaus-Reports.

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Eine Reform der Krankenhauslandschaft steht seit vielen Jahren ganz oben auf der gesundheitspolitischen Tagesordnung. Doch es regt sich jedes Mal erheblicher Protest. Hier bei einer Demonstration 2015 in Nürnberg.

Eine Reform der Krankenhauslandschaft steht seit vielen Jahren ganz oben auf der gesundheitspolitischen Tagesordnung. Doch es regt sich jedes Mal erheblicher Protest. Hier bei einer Demonstration 2015 in Nürnberg.

© Daniel Karmann / dpa / picture alliance

Berlin. Die Krankenkassen halten den Druck bei der von der Ampel angekündigten Krankenhausreform hoch. Nach der Barmer-Ersatzkasse meldete sich am Dienstag auch der AOK-Bundesverband mit der Forderung nach zügigen Strukturreformen zu Wort.

„Die Pandemie hat bestätigt, dass wir mehr Spezialisierung und mehr Konzentration der Krankenhausversorgung brauchen“, sagte Verbandschefin Dr. Carola Reimann bei der Vorstellung des neuen Krankenhaus-Reports des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die Behauptung der Kliniklobby, wonach es ein Segen sei, in der Corona-Pandemie über viele Krankenhäuser verfügt zu haben, sei „viel zu kurz gesprungen“.

Gerade ein Krankheitsbild wie COVID-19 brauche eine Versorgung durch routinierte Ärzte und speziell ausgebildete Pflegekräfte an gut ausgestatteten Kliniken. „Es sind die qualifizierten Behandlungsteams, die hier viele Leben gerettet haben“, zeigte sich Reimann überzeugt.

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„Bessere Personalallokation durch Konzentration“

Deutlich geworden sei in den vergangenen zwei Jahren auch, dass die große Belastung von Pflegekräften und Ärzten auch damit zu tun habe, dass diese auf „zu viele Klinikstandorte“ verteilt seien, so Reimann. Nötig sei deshalb eine „bessere Personalallokation durch Konzentration und eine sinnvolle Reduktion der Krankenhausbehandlungen“, so die AOK-Chefin.

Deutschland leiste sich noch immer zu viele stationäre Fälle, die ambulant erbracht werden könnten. Die starken Fallzahleinbrüche insbesondere bei den ambulant-sensitiven Krankheitsbildern in der Pandemie seien Belege dafür.

Der Bund habe einen ordnungspolitischen Rahmen zu schaffen, der eine „sektorenübergreifende Versorgung mit einer sinnvollen Leistungs- und Mengensteuerung“ ermögliche, so Reimann.

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Die Länder wiederum sollten ihre Krankenhausplanungen auf Grundlage von Betten und Fachrichtungen aufgeben und stattdessen „regionale Versorgungsaufträge“ erteilen. Klinikstandorte, die nicht mehr benötigt werden, seien in Gesundheitszentren umzuwandeln.

Der Kölner Krankenhausarzt und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Professor Christian Karagiannidis, betonte, eine Lehre der Pandemie sei, dass schwere Erkrankungen vor allem in spezialisierten Kliniken „mit guter Ausstattung und erfahrenen Teams“ behandelt werden sollten. Kleinere Krankenhäuser spielten jedoch für die regionale Primärversorgung eine wichtige Rolle.

Fallzahl-Einbrüche setzen sich fort

Eine Sonderauswertung zum Krankenhaus-Report zeigt überdies, dass die Fallzahlen in den Krankenhäusern coronabedingt weiter deutlich zurückgegangen sind. „Ein erster, ganz aktueller Blick auf die Omikron-Welle zeigt, dass sich die Fallzahl-Einbrüche auch in diesem Jahr fortsetzen“, berichtete WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber.

So seien im Januar und Februar 2022 im Vergleich zum Jahr 2019 Rückgänge von 22 Prozent bei den somatischen und von 14 Prozent bei den psychiatrischen Fällen zu verzeichnen. „Das ist der zweithöchste Wert aller bisherigen Pandemiewellen.“ Hauptgrund für die aktuellen Einbrüche seien hohe Infektionszahlen, die auch zu deutlichen Personalengpässen in den Krankenhäusern und in der Folge zur Absage von Behandlungen und Operationen geführt hätten, so der Wissenschaftler. (hom)

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