Modellversuch
AOK will Grippeimpfung in Apotheken ausweiten
Nach einer Saison in vier NRW-Regionen soll der Modellversuch der AOK Rheinland/Hamburg zur Grippeschutzimpfung in Apotheken nun auf weitere Landstriche an Rhein und Ruhr ausgedehnt werden.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Die AOK Rheinland/Hamburg und der Apothekerverband Nordrhein ziehen eine positive Bilanz ihres Modellvorhabens und weiten das Angebot auf ganz Nordrhein aus. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Die niedergelassenen Ärzte haben dadurch keine neue Konkurrenz zu fürchten. Das Modellvorhaben lief in den Regionen Düsseldorf, Essen, Bonn-Rhein-Sieg und Duisburg. Rund 125 Apotheken mit mehr als 250 Apothekern haben sich beteiligt. Sie waren von Ärzten nach Vorgaben des RKI und des PEI geschult worden. Das Projekt wurde von dem Forschungsunternehmen May & Bauer wissenschaftlich begleitet.
In den Apotheken gab es trotz des zeitweiligen Mangels an Impfstoff und der Einschränkungen durch die Pandemie von September 2020 bis Januar 2021 über 400 Impfungen. Einen großen Run auf die Apotheken hat es also nicht gegeben. „Der Modellversuch hat unter ganz besonderen Rahmenbedingungen stattgefunden, die Ergebnisse sind nicht repräsentativ“, so der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg Günter Wältermann zur „Ärzte Zeitung“. Ihm ist ein Ergebnis der Auswertung besonders wichtig: „Wir haben sehr viele Menschen erreicht, die sich sonst nicht hätten impfen lassen.“ Dieselben Erfahrungen gebe es auch in anderen Ländern. Die Grippeimpfung in den Apotheken sei eine Ergänzung zu den Impfungen in den Arztpraxen. Wältermann: „Diejenigen, die sich bisher in den Praxen haben impfen lassen, werden das auch weiter tun.“
Das neue Angebot könne dazu beitragen, den Immunisierungsgrad insgesamt zu erhöhen. Wältermann und der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, sehen auch die anderen Kassen in der Pflicht. „Wir würden es begrüßen, wenn andere Krankenkassen unserem Beispiel folgen und ihren Versicherten die Grippeimpfung in Apotheken ermöglichen“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Eine Ausweitung des Projekts etwa auf die SARS-CoV-2-Impfung ist für AOK-Chef Wältermann aber kein Thema. „Wir müssen jetzt erst einmal die Erfahrungen mit der Grippeimpfung abwarten.“
Professor Uwe May von May & Bauer verweist auf ein weiteres Ergebnis des Modellvorhabens: „Es sind keine Komplikationen aufgetreten.“ „In Anbetracht einer jährlichen Impflücke von rund 25 Millionen Menschen allein bei der Influenza können die Apotheken aus Versorgungssicht und aus gesundheitsökonomischer Perspektive einen entscheidenden Beitrag leisten, Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und Kosten im Gesundheitswesen und der Volkswirtschaft einzusparen“, findet May. Ab der Grippesaison 2021/22 soll es nun im gesamten Rheinland Apotheken geben, in denen sich AOK-Versicherte gegen Grippe impfen lassen können. Zu den bisherigen vier Modellregionen Düsseldorf und Umgebung, Essen, Bonn-Rhein-Sieg, Duisburg (Rechter Niederrhein) kommen dann die Regionen Aachen, Bergisch-Land, Köln und Linker Niederrhein hinzu. (iss)