Zank um Integrierte Notfallzentren

Ärzte ringen, wer nach Notfallreform den Hut aufhat

Vertragsärzte und Notfallmediziner kämpfen um die Deutungshoheit über die Notfallversorgung in der Krise. Hintergrund ist eine bevorstehende Reform.

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Virchowbund und DIVI haben unterschiedliche Vorstellungen, wer bei INZ den Hut aufhaben soll.

Virchowbund und DIVI haben unterschiedliche Vorstellungen, wer bei INZ den Hut aufhaben soll.

© olly / stock.adobe.com

Berlin. Der Kampf darüber, wer in den neu zu schaffenden Integrierten Notfallzentren (INZ) den Hut aufhaben soll, wird mit harten Bandagen ausgetragen. Als „völlig absurd und schlichtweg falsch“ hat nun der Vorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, Vorwürfe eines Sprechers der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI) zurückgewiesen.

„Wer während besonderer Ereignisse wie der aktuellen Pandemie Praxen schließt und für Patienten nicht erreichbar ist, verspielt seine Glaubwürdigkeit, auch in Zukunft eine tragende Rolle übernehmen zu können“, hatte der DIVI-Sprecher für „Strukturen Klinische Akut- und Notfallmedizin“, Professor André Gries, bereits am Mittwoch gepoltert. Die Kliniken hätten dagegen klare Führungskompetenz bewiesen. „Das muss die Politik jetzt berücksichtigen“, so Gries.

Der aktuelle Gesetzentwurf einer Notfallreform sieht vor, dass niedergelassene Ärzte und ihre Kollegen in den Krankenhäusern die Patientenströme an einem gemeinsamen Tresen organisieren sollen. Die Leitung sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen übernehmen.

Die reklamieren die Notfallmediziner jetzt „zwingend“ für sich, wie auch DIVI-Präsident Professor Uwe Janssens sagte. Da die KVen in der Corona-Situation ihren Versorgungsauftrag nicht wahrgenommen hätten, sei zu erwarten, dass die Patientenversorgung auch bei weniger kritischen Fällen bei den Kliniken bleiben werde.

Virchowbund sieht es anders

Die Zahlen belegten „genau das Gegenteil“, betonte dagegen Dirk Heinrich in seiner Reaktion am Donnerstag. Zu Beginn der Pandemie seien 25 Prozent weniger Patienten in die Ambulanzen der Kliniken gekommen. Gleichzeitig seien ausweislich einer Erhebung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) in den letzten beiden März-Wochen die Hausbesuche der Vertragsärzte um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Während die Krankenhäuser zu hunderten Kurzarbeit angemeldet hätten, hätten die Ärzte den fahrenden Bereitschaftsdienst ausgebaut.

„Eine Notfallversorgung ohne die Vertragsärzte fährt an die Wand“, warnte Heinrich. Die Notfallmediziner benutzten die Pandemie, um den „erwarteten und notwendigen Abbau von Klinikstrukturen“ zu verhindern. Um Corona gehe es gar nicht. „Ich bin mir sicher, die Notfallmediziner vor Ort haben kein Verständnis dafür, dass einer ihrer Funktionsträger unter Zuhilfenahme von falschen Behauptungen das Lied der Klinikmanager und Krankenhausgesellschaften singt und ihren niedergelassenen Kollegen derart in den Rücken fällt“, sagte Heinrich.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) rechnet vor, dass sechs von sieben Corona-Patienten von den Vertragsärzten versorgt worden seien. Das habe die Krankenhäuser entscheidend entlastet. (af)

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