Krebsregister in NRW
Anbindung der Praxen ist der Knackpunkt
2015 soll in NRW das integrierte landesweite Krebsregister starten. Die Mitarbeiter hoffen, dass vor allem onkologische Schwerpunktpraxen möglichst vollständig melden.
Veröffentlicht:KÖLN. 2015 wird ein spannendes Jahr für das epidemiologische Krebsregister (EKR) Nordrhein-Westfalen. Die Mitarbeiter wollen das hohe Meldeniveau mindestens halten, während sie gleichzeitig das EKR mit der klinischen Krebsregistrierung verknüpfen müssen.
"Es ist eine große Herausforderung, neue Strukturen aufzubauen und das bisher Erreichte in der Umbruchphase nicht kaputtzumachen", sagt Geschäftsführer Dr. Oliver Heidinger.
Landesweites Register geplant
Das im April 2013 in Kraft getretene Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz sieht für NRW den Aufbau eines landesweiten integrierten Krebsregisters vor.
Es sei wichtig, dass es bei der Integration nicht zu Meldeeinbrüchen kommt, betont Heidinger. "Für die epidemiologische Krebsregistrierung sind wir auf lange Zeitreihen angewiesen."
Das EKR hat insgesamt die Vollzähligkeit erreicht. Bei den allermeisten bösartigen Tumoren wurden im Diagnosejahr 2012 mehr als 95 Prozent der Erkrankungen erfasst. Das zeigt der Jahresbericht 2014 des EKR.
Unter der nach internationalen Richtlinien geforderten Menge von mindestens 90 Prozent blieb das EKR danach bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse sowie Leukämien und Lymphomen.
Um die Vollzähligkeit nicht zu gefährden, wäre es gut, wenn künftig noch mehr niedergelassene Hämatologen und Onkologen die speziell für onkologische Schwerpunktpraxen entwickelte Meldesoftware nutzen würden, sagt Heidinger.
"Die Anbindung der Praxen läuft schleppender, als wir gehofft hatten." Die Meldung an das Register ist ausschließlich elektronisch möglich.
Deshalb hat das EKR für die verschiedenen Bereiche spezielle Schnittstellen entwickelt, die den Zusatzaufwand für die Melder möglichst gering halten.
Das EKR erfasst folgende epidemiologischen Merkmale: Geschlecht, Monat und Jahr der Geburt, Postleitzahl und Wohnort zum Zeitpunkt der Meldung, Staatsangehörigkeit (deutsch oder nicht deutsch), Tumordiagnose nach ICD, Histologie und Lokalisation des Tumors, Monat, Jahr und Anlass der Tumordiagnose, früheres Tumorleiden, Stadium der Erkrankung, Sicherung der Diagnose, Art der Primär-Therapie, Sterbemonat und -jahr, Todesursachen nach ICD und durchgeführte Autopsie.
Kaum eindeutige Trends erkennbar
Für das Jahr 2012 dokumentierte das EKR 57.075 bösartige Neuerkrankungen bei Männern und 53.362 bei Frauen. Die Sterbemeldung war dabei bei elf Prozent der Männer und bei zwölf Prozent der Frauen die einzige Meldequelle.
Im Mittel erkrankten die Männer mit 71 Jahren und Frauen mit 69 Jahren. Eindeutige Trends konnten die Wissenschaftler während der zurückliegenden 15 Jahre nur bei wenigen Krebsarten beobachten.
"So sind die altersstandardisierten Neuerkrankungsraten beim Malignen Melanom der Haut und beim Schilddrüsenkarzinom sehr deutlich angestiegen, was teilweise durch verbesserte diagnostische (Früherkennungs-) Verfahren erklärt werden kann", heißt es im Bericht.
Das gelte auch für den Anstieg bei Brust- und Prostatakarzinomen.
Bei Lungenkrebs ist bei Männern sowohl die Neuerkrankungsrate als auch die Sterblichkeit rückläufig, während beide bei den Frauen kontinuierlich steigen.
"Dieser unterschiedliche Verlauf der Lungenkrebsraten kann auf das veränderte Rauchverhalten bei Männern und Frauen zurückgeführt werden."
Nach den Daten des epidemiologischen Krebsregisters muss in Nordrhein-Westfalen jeder Zweite im Laufe seines Lebens mit einer Krebsdiagnose rechnen. Dabei hängt das Erkrankungsrisiko stark vom Alter und der jeweiligen Tumorart ab.