Kommentar zu versäumten Impfterminen
Anreize statt Strafen sind das Mittel der Wahl
Das Ordnungsamt gegen Impftermin-Schwänzer ins Feld zu schicken, wäre ein Image-GAU für die Kampagne. Ärzte schlagen positiv besetzte Anreize vor.
Veröffentlicht:Auf der Zielgeraden scheint die Impfkampagne ins Stottern zu geraten. Knapp 39 Prozent der Menschen in Deutschland sind bereits zweimal geimpft, und 56,5 Prozent einmal. Und auf einmal melden die Impfzentren und Arztpraxen Rückgänge. Der Kampagne fehlen auf einmal nicht die Impfdosen, sondern die Impflinge. Sicher stimmen die niedrigen Inzidenzen und das sich normalisierende Straßenbild manchen sorglos. Warum noch zur Zweitimpfung gehen, wenn die Risiken nurmehr minimal erscheinen?
Aber das ist nur die halbe Miete. Schlecht vorbereitete Kommunikationsschritte der Landesgesundheitsminister zum Beispiel könnten die Impfzurückhaltung zumindest vorübergehend sogar noch verstärken. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission und der Gesundheitsministerkonferenz einer Erstimpfung mit Vaxzevria® eine Zweitimpfung mit Comirnaty® folgen zu lassen, bringt ordentlich Sand ins Impfgetriebe. Bis zu drei Millionen AstraZeneca-Zweitimpfungen müssen von den Arztpraxen umorganisiert werden. Möglicherweise fällt das Produkt von AstraZeneca als Erstimpfungsangebot sogar ganz flach.
Debatte um versäumte Impftermine
Regierung sieht keine Strafen für Corona-Terminschwänzer vor
Dass hier etwas hakt, ist über das Wochenende auch in der Politik verstanden worden. Schnell haben Vertreter der Regierungskoalitionen Geldstrafen für Impftermin-Schwänzer in den Raum gestellt. Vielleicht zu schnell. Einen Termin nicht abzusagen, ist sicherlich unsozial. Die angedachten Strafen in die Tat umzusetzen, würde allerdings einen Image-GAU für die seit jeher als freiwillig verkaufte Impfkampagne bedeuten.
Überzeugender sind da schon die Ansätze aus der Ärzteschaft, die Impfung mit Incentives zu verknüpfen. Dass es für Geimpfte leichter ist, Deutschland zu verlassen und wieder zurückzukehren, ist heute schon so. Die Geimpften und Genesenen künftig von weiteren Corona-Auflagen zu befreien, wäre ein logischer nächster Schritt.
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