Apotheker bangen um die Wohltaten der Pharmagrossisten
Das Arzneimittel-Neuordnungsgesetz fällt beim Bundesrat in vielen Punkten durch, Apotheker warnen vor "Raubbau" zu ihren Lasten.
Veröffentlicht:BERLIN (fst/sun). Der Bundesrat hat am Freitag umfangreiche Änderungen an den Plänen zur Neuordnung des Arzneimarktes gefordert. Grundsätzlich begrüßt dabei die Länderkammer das Vorhaben einer schnellen Nutzenbewertung für neue Wirkstoffe.
Allerdings fordert sie, die betroffenen Unternehmen sollten bei der Festlegung der "Spielregeln" hinreichend beteiligt werden. Wie schon die Fraktionen von Union und FDP spricht sich auch der Bundesrat dafür aus, Arzneimittel für seltene Erkrankungen ("Orphan drugs") von der Nutzenbewertung auszunehmen.
Kritisch setzt sich die Länderkammer mit Änderungen bei der Aut-idem-Substitution auseinander. Arzneimittel sollten im Rahmen von Rabattverträgen nur dann ausgetauscht werden dürfen, wenn das abgegebene Präparat für alle Indikationen zugelassen ist wie das ursprünglich vom Arzt verordnete.
Der Pharmaverband ProGenerika begrüßte diese Empfehlung. Die Koalition will dagegen einen Austausch bereits dann zulassen, wenn nur eine Indikation übereinstimmt.
Außerdem spricht sich der Bundesrat dafür aus, Pick-up-Stellen für Arzneimittel in Drogerien oder Discountern verbieten zu lassen. Die Regierung dagegen nach Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit eines solchen Verbots und hat diesen Plan daher fallen lassen.
Das Vorhaben im AMNOG, beim Pharmagroßhandel 400 Millionen Euro einsparen zu wollen, stößt bei Apothekern unterdessen auf Widerstand. "Der Großhandel hat angekündigt, dass er die finanzielle Last komplett an die Apotheken durchreichen wird", sagte ABDA-Sprechers Thomas Bellartz.
Damit würden Apotheken "über die Bande" zusätzlich belastet. Die ABDA rechnet nach eigenen Angaben mit einem Rohertragsverlust von 23 000 Euro pro Apotheke und Jahr. Die Kampagne "Stoppt den Raubbau an der Apotheke" soll auf die Folgen des AMNOG aufmerksam machen: Mit Plakaten und Flyern sollen die Apotheken Patienten und Abgeordnete vor Ort erreichen.