Berufsbedingungen verbessern
BMG lädt zum Hebammen-Expertengespräch
Viele Hebammen hadern mit ihrem Beruf. Das Gesundheitsministerium sucht nach Lösungen. Die FDP will mit neuen Arbeitszeitmodellen und mehr Telemedizin den Geburtshelferinnen das Arbeitsleben erleichtern.
Veröffentlicht:Berlin. Die Bundesregierung will die Situation der Hebammen verbessern und hat deshalb für Mitte Februar zu einem Expertengespräch ins Gesundheitsministerium eingeladen. Dort sollen die Ergebnisse eines kürzlich veröffentlichten IGES-Gutachtens beraten werden, nach dem 40 Prozent der Hebammen über eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit nachdenken und ein Viertel von ihnen sogar erwägen ihren Beruf ganz aufzugeben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Gesundheitsexpertin der FDP-Bundestagsfraktion Katrin Helling-Plahr hervor. Bei dem Gespräch sollen die Gutachtenergebnisse beraten und nachhaltige Lösungen zur Verbesserung der Arbeitssituation von Hebammen im Krankenhaus diskutiert werden, so der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Dr. Thomas Gebhart (CDU) in seiner Antwort.
FDP hat eigene Ideen entwickelt
Wie die Arbeitsbedingungen von und die Versorgung mit Geburtshelferinnen verbessert werden kann, dazu hat die FDP-Bundestagsfraktion eigene Vorstellungen. Sie setzt unter anderem auf altersgerechte Arbeitszeitmodelle und telemedizinische Angebote. Entsprechende Vorschläge hat die Fraktion in einem Positionspapier festgehalten.
Ganz praktisch schlagen die Abgeordneten unter anderem vor, Hebammenpools einzurichten oder den Geburtshelferinnen Vergünstigungen durch kostenfreies Parken zu gewähren. Vorstellen können sie sich auch besondere Schichtmodelle, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zulassen sowie älteren Hebammen entgegenkommen. Außerdem sollten die Möglichkeiten von Rotationsverfahren zwischen Geburtshilfe und Wochenbettstation ausgelotet werden, heißt es.
Nicht nur auf Akademisierung setzen
Die Akademisierung der Hebammenausbildung wird von der FDP nicht abgelehnt, sie solle sich aber an der Versorgungsrealität orientieren, fordern die Abgeordneten. „Eine Vollakademisierung ist aus unserer Sicht vor diesem Hintergrund zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die richtige Maßnahme, um dem Hebammenmangel entgegenzuwirken“, heißt es in dem Positionspapier.
Es bestehe die Gefahr, dass dadurch bestehende Ausbildungskapazitäten wegbrächen, während notwendige akademische Kapazitäten und Weiterbildungskonzepte für bereits ausgebildete Hebammen noch nicht ausreichend sichergestellt seien.
„Wir schlagen stattdessen vor, die Studienkapazitäten zunächst planvoll hochzufahren und nicht alle Schulen überhastet vom Netz zu nehmen“, so die Abgeordneten. Zum 1. Januar dieses Jahres ist die Hebammenausbildung reformiert worden. Wer Hebamme werden will, muss nun ein duales Studium absolvieren. Bis Ende 2022 ist allerdings noch ein Übergangszeitraum vorgesehen. So lange kann neben einem Hebammenstudium noch eine Ausbildung nach altem Recht an einer Fachschule begonnen werden. Diese Ausbildung kann bis Ende 2027 abgeschlossen werden.
Neues Berufsbild „Mütterpflegekraft“
Die FDP spricht sich auch dafür aus, dass mit einer zehnjährigen Schulausbildung eine Tätigkeit in der Geburtshilfe möglich sein muss. Sie fordert, einen ergänzenden Beruf mit der Bezeichnung „Mütterpflegekraft“ für die Vorsorge und Nachsorge im Wochenbett einzuführen.
„Ein Nebeneinander von Hebammenschulen, akademisierter Ausbildung und des neuen Berufs der Mütterpflegekraft würde die Geburtshilfe zukunftsfähig aufstellen und bietet auch engagierten Schulabsolventen mit zehn Jahren Schulbildung die Möglichkeit, in der Geburtshilfe tätig zu sein“, sagt die Expertin für Gesundheitspolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Katrin Helling-Plahr.
Ausweiten würde die FDP gerne telemedizinische Anwendungen und Online-Sprechstunden. Diese würden Hebammen und auch die werdenden Mütter vor allem in ländlichen Regionen entlasten. Dazu müsse auch die Vermittlung digitaler Kompetenzen Bestandteil der Hebammenausbildung werden.