Spanien

Bereits 12 Prozent der Covid-19-Kranken sind Ärzte und Pfleger

Mindestens 4000 Ärzte und Pflegekräfte in Spanien haben sich mittlerweile mit SARS-CoV-2 infiziert.

Manuel MeyerVon Manuel Meyer Veröffentlicht:
Gesundheitspersonal in Valencia. In Spanien haben sich bereits viele Ärzte und Pflegekräfte mit dem neuen Coronavirus infiziert.

Gesundheitspersonal in Valencia. In Spanien haben sich bereits viele Ärzte und Pflegekräfte mit dem neuen Coronavirus infiziert.

© Ivan Terron / AFP7 / picture alliance

Madrid. Am Wochenende stimmte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sein Land im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie auf „sehr harte Tage“ ein. Nach Italien ist Spanien das am heftigsten von der Epidemie betroffene Land Europas. „Doch das Schlimmste kommt noch“, sagte der Regierungschef in einer Fernsehansprache.

Ausgerechnet in diesem Moment hat Spaniens Gesundheitssystem mit einem immer gravierender werdenden Problem zu kämpfen – der Ansteckung der Ärzteschaft und des Krankenhauspersonals mit dem Virus. „Wir verlieren immer mehr Kollegen, die dringend im Einsatz gebraucht werden“, versichert Rosa Atiénzar von der Valencianischen Ärztegewerkschaft. Durchschnittlich registriert Valencia täglich 250 Neu-Infizierungen. „Davon handelt es sich bei rund 80 Personen stets um Ärzte oder Krankenpfleger“, so Atiénzar. Schuld daran seien „fehlende Protokolle und vor allem fehlende Schutzkleidung“, meint die Gewerkschaftssprecherin.

Schutzkittel aus Plastikmüllsäcken

Die Küstenmetropole am Mittelmeer ist keine Ausnahme. Medien berichten von Gesundheitszentren und Krankenhäusern im ganzen Land, in denen sich das Personal sogar aus Plastikmüllsäcken Schutzkittel bastelte. „Mittlerweile sind rund 12 Prozent der Infizierten Ärzte, Sanitäter und Krankenpflegerinnen“, gibt auch Fernando Simón, Leiter des spanischen Seuchennotfallzentrums, offen zu. 4000 Ärzte und Pfleger insgesamt. Wobei Simón befürchtet, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.

Aus diesem Grund sollen die ersten 640 .000 zur Verfügung stehenden Tests nun am Klinikpersonal sowie Ärzten und Pflegepersonal in Altenheimen vorgenommen werden. In Spaniens Seniorenheimen wurden in den vergangenen Tagen besonders viele Todesopfer beklagt. Ein Großteil spanischer Altenpfleger hat sich bereits infiziert. Am Wochenende erhielt Spanien endlich die ersten Virus-Schnelltests aus China. Insgesamt bestellte Spanien sechs Millionen.

Experten fordern „totale Isolierung“

Unterdessen mobilisiert Spanien immer mehr Ärzte im Ruhestand und Medizinstudenten im Kampf gegen die Epidemie. Dennoch steht das spanische Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps. Eine Gruppe von 70 renommierten spanischen Epidemiologen, Molekularbiologen und Wissenschaftlern anderer Fachbereiche forderte deshalb am Wochenende bereits in einem offenen Brief an die Regierung die „totale Isolierung der Menschen“.

Die Experten empfohlen dringend, die Bewegungsfreiheit noch stärker einzuschränken, um die dramatisch schnelle Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und damit das Gesundheitssystem zu entlasten. So solle die Regierung auch die Fahrt zur Arbeitsstelle nur noch bei Arbeitnehmern der Grundversorgungssektoren gestatten. Ansonsten werde das spanische Gesundheitssystem um den 25. März komplett zusammenbrechen.

Behelfsklinik auf Messegelände

Zunächst kündigte Regierungschef Sánchez am Sonntag jedoch nur die Verlängerung des Alarmzustands und der Ausgehsperre bis zum 11. April an.

Besonders schlimm ist die Lage in Madrid, wo rund 60 Prozent aller Todesopfer gezählt werden. Auf dem IFEMA-Messegelände errichtete die Regionalregierung mit Hilfe der Armee auf 35 .000 Quadratmetern bereits ein provisorisches Krankenhaus mit 5500 Betten zur Behandlung von Coronavirus-Kranken. Auch die ersten beiden Hotels wurden bereits in provisorische Krankenhäuser umgewandelt.

Die staatlichen Gesundheitszentren in Madrid schließen unterdessen abends ihre Notfallaufnahmen, um das Personal zur Unterstützung in die Krankenhäuser zu schicken. Fachbereiche wie Geburtshilfe, Pädiatrie und Gynäkologie wurden zudem auf vier Krankenhäuser konzentriert, um Kinder und werdende Mütter stärker von Virus-Erkrankten zu trennen.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Gemeinsam statt gegeneinander – die IFMSA in Verantwortung

Folgen der COVID-Pandemie

16,8 Millionen Lebensjahre durch Corona-Pandemie verloren

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Formulierung der Einladung zum Darmkrebs-Screening

iFOBT: Rückgabefrist macht TEMPO

Lesetipps
Figuren stehen Hand in Hand vor einer Weltkugel.

© Vladislav / generiert mit KI / stock.adobe.com

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Gemeinsam statt gegeneinander – die IFMSA in Verantwortung

Gehirn umgeben von Zuckerwürfeln

© olga_demina / stock.adobe.com

Hormonregulation im Fokus

Wie Adipositas das Gehirn verändert