Transplantationen

Bereitschaft zur Organspende ist weiter im Sinkflug

Aktuelle Daten zeigen: Die Zahl der Organspender geht ein weiteres Mal zurück. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation plädiert für Transparenz – und leistet mit neuen Detailberichten einen eigenen Beitrag.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Negativtrend: Sowohl die Zahl der Spender als auch die Zahl der gespendeten Organe sind im ersten Halbjahr 2017 weiter gesunken.

Negativtrend: Sowohl die Zahl der Spender als auch die Zahl der gespendeten Organe sind im ersten Halbjahr 2017 weiter gesunken.

© daggistock / Fotolia

FRANKFURT/MAIN. Der Negativtrend in der Bereitschaft zur Organspende bleibt ungestoppt: Im ersten Halbjahr 2017 spendeten 412 Menschen ihre Organe – neun weniger als im Vorjahreszeitraum und so wenige wie nie zuvor. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) für das erste Halbjahr 2017 hervor. Im Vergleichszeitraum 2011 waren es noch 575 Spender.

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Auch die Zahl der gespendeten Organe ging demnach weiter zurück. Sie fiel von 1397 im ersten Halbjahr 2016 auf jetzt 1331. Der seit Jahren anhaltende Negativtrend setzt sich damit weiter fort: 2015 waren es noch 1557 gespendete Organe.

Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, bedauert, dass die aktuellen Zahlen keinen neuen Trend erkennen lassen. "Die Zahlen sind leider nach wie vor rückläufig", sagte er am Montag auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". "Diese Situation ist für die Patienten auf den Wartelisten und ihre Angehörigen nach wie vor sehr belastend."

Werbekampagnen fruchten nicht

Die nun veröffentlichten Zahlen zeigen, dass sich der Rückgang im direkten Vorjahresvergleich zwar verringert hat – von minus 43 Spendern von 2015 auf 2016 zu nun minus neun Spendern. Doch der Rückgang setzt sich stetig fort; Aufklärungs- und Werbekampagnen von Politik, Medizin und Krankenkassen scheinen noch keine Früchte zu tragen.

Dabei hatte sich DSO-Vorstand Axel Rahmel noch im November bei der DSO-Jahrestagung in Frankfurt optimistisch gezeigt (die "Ärzte Zeitung" berichtete). "Insgesamt ist Deutschland bezüglich der Organspende und des Transplantationswesens auf einem guten Weg", sagte er und verwies auf einen großen Strauß laufender und noch ausstehender Reformen.

Für den Rückgang der Organspendebereitschaft wird der Vertrauensverlust verantwortlich gemacht, der durch mehrere Skandale an Transplantationszentren entstanden ist und 2012 bekannt wurde. Doch auch Struktur- und Qualitätssicherungsdefizite im Transplantationsbereich werden sowohl von externen Experten als auch von der DSO selbst angeführt.

Eigener Bericht für jedes Organ

Im Bereich Transparenz setzen auch die Tätigkeitsberichte an, die die DSO am Montag veröffentlicht hat: Erstmals wurde für jedes Transplantationszentrum pro Organ ein separater Bericht erstellt, in ergänzenden Grafiken werden alle relevanten Daten im Verlauf der letzten acht Jahre präsentiert. Das sei als "Service für die Patienten" zu verstehen, hieß es am Montag auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung". "Die Patienten können nun gezielt auf die Daten zugreifen, die für sie von Interesse sind." Diese neue Nutzerfreundlichkeit solle auch einen entscheidenden Beitrag zur Transparenz der Transplantationsmedizin leisten.

Der Tätigkeitsbericht zeigt, dass zum Jahresende 2016 insgesamt 17.053 Patienten auf der Warteliste standen, 6635 davon als nicht-transplantabel. Während es bei den rund 50 Transplantationszentren in Deutschland einen deutlichen Rückgang bei Leber-, Niere- und Pankreas-Transplantationen gab, konnte ein leichtes Plus bei Herz- und Lungentransplantationen verbucht werden: von 286 in 2015 auf 297 (Herz) und von 296 auf 328 (Lunge).

Die Eingriffe konzentrieren sich laut DSO-Berichten je nach Organ auf gewisse Zentren: So wurden in Bad Oyenhausen mehr als 80 der 297 Herztransplantationen durchgeführt, wie der Tätigkeitsbericht für das Organ zeigt. Insgesamt 22 Häuser haben transplantiert. Die Lungentransplantationen konzentrieren sich in Hannover: Jeder dritte Eingriff (135 Transplantationen) hat hier stattgefunden.

Die Tätigkeitsberichte für jedes Organ und Zentrum finden Sie unter

www.tinyurl.com/loc6ckw

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