Aidshilfe
Betroffene werden bei Versorgung diskriminiert
KÖLN. Die Aidshilfe Nordrhein-Westfalen beklagt, dass es trotz aller Fortschritte eine anhaltende Diskriminierung von Menschen mit HIV oder Aids gibt. Dies gelte auch für das Gesundheitswesen.
"Akzeptanz und Gleichbehandlung sind für eine effektive HIV-Prävention und den Umgang mit HIV unverzichtbar", betont der Landesvorsitzende der Organisation Arne Kayser.
Nach wie vor würden Menschen aufgrund ihrer HIV-Infektion Gesundheitsleistungen verweigert, kritisiert er. Es komme vor, dass Arztpraxen solche Patienten zurückweisen. "Fachärzte, die nur selten HIV-Positive behandeln, reagieren oftmals verunsichert."
Die Praxen würden häufig folgende Gründe für die Ablehnung nennen: die Angst vor einer Übertragung der HIV-Infektion, die Angst, keine qualitativ angemessene Behandlung gewährleisten zu können, oder die Furcht, die Behandlung von HIV-Positiven könne dem Ruf schaden.
"Bei Zahnbehandlungen werden Menschen mit HIV häufig auf Termine nach den Sprechstunden geschoben, weil ein höherer Hygieneaufwand nötig sei, was sachlich absoluter Unsinn ist", berichtet Kayser.
Unbegründeten, irrationalen Ängsten müsse mit Information begegnet werden. Das gelte auch für den Bereich der Justiz. Die Strafbarkeit der HIV-Übertragung sieht er als schwere Diskriminierung, die der Prävention letztlich schade.
Der Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW Patrik Maas weist darauf hin, dass Inhaftierten in NRW nicht dieselben Präventionsangebote zur Verfügung stehen wie Menschen in Freiheit, was gegen das Äquivalenzprinzip verstoße. Er nennt Informationen, Kondome oder sterile Spritzen. "Die Strafe ist der Freiheitsentzug, nicht der Verlust von Gesundheit."
Nach Angaben der Selbsthilfeorganisation leben in Nordrhein-Westfalen 18.000 bis 20 000 Menschen mit HIV. 2013 wurden 716 neue HIV-Diagnosen gemeldet. (iss)