Berlins neuer Kammerpräsident im Interview
Bobbert: „Ärzte sind als Team besonders gut“
Die Ärztekammer Berlin hat einen Nachfolger für Kammerpräsident Dr. Günther Jonitz gewählt. Im Interview erklärt der Kardiologe Dr. Peter Bobbert, worauf er sich in seiner Amtszeit fokussieren möchte.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Sie galten bereits vor der Wahl als Favorit für das Amt des Präsidenten der Ärztekammer. Wie überrascht waren Sie selbst von der Wahl?
Dr. Peter Bobbert: Von einer Überraschung würde ich nicht sprechen, aber natürlich ist man nach einer solchen Wahl sehr glücklich, dass die Wahl auf einen selber gefallen ist und die Delegiertenversammlung einem das Vertrauen geschenkt hat.
Günther Jonitz hat sein Amt vorzeitig aufgegeben, um einer neuen Generation den Vortritt zu lassen. Welches Erbe treten Sie nun an?
Zumindest wird der Anfang einem sehr leicht gemacht, denn ich übernehme das Amt in einer Zeit, in der die Ärztekammer wunderbar und professionell aufgestellt ist. Wir haben über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hauptamt und über 500 ehrenamtlich tätige Ärztinnen und Ärzte, die tagtäglich für die Kammer arbeiten und eine hervorragende Qualität gewährleisten. Das ist natürlich die beste Voraussetzung zum Amtsantritt, um vorwärts gerichtet mit eigenen Ideen und Möglichkeiten zu beginnen.
Dr. Peter Bobbert
- Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie – Zusatzweiterbildung Notfallmedizin
- Seit 2013 Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Berlin
- Menschenrechtsbeauftragter im Vorstand der BÄK
Auf welche Bereiche wollen Sie sich in ihrer Arbeit fokussieren und Ihre Prioritäten setzen?
Ganz wichtig ist, dass wir die Basisarbeit der Kammer leisten. Persönlich möchte ich insbesondere drei Themenbereiche bearbeiten: Das eine ist, dass in einer solchen Zeit natürlich die Digitalisierung nicht wegzudenken ist. Wir müssen als Kammer sehr pro-aktiv in diesem Bereich arbeiten. Das bedeutet einerseits, dass wir die digitale Kammer 2025 voranbringen.
Andererseits müssen wir natürlich auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen aktiv begleiten und diese ebenso zum Erfolg führen, denn sie verändert unsere Medizin und unseren Beruf tagtäglich. Das zweite ist das Thema der Menschenrechte, wo wir eine Priorisierung vornehmen werden. Das ist sehr wohl auch ein Berliner Thema. So haben geschätzt mehrere 10.000 Menschen in der Hauptstadt keinen geregelten Zugang zur Krankenversorgung.
Der dritte Punkt, der mir persönlich am Herzen liegt, ist die Herausforderung, die in den letzten zwölf Monaten im Rahmen der COVID-19-Pandemie ein bisschen zu kurz gekommen ist: der Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf unsere Gesundheit. Gerade in einer Gesundheitsstadt wie Berlin. Hier müssen wir als Kammer aktiver werden.
Sie stehen für Digitalisierung. Was wollen Sie speziell in diesem Bereich verändern und welche Prozesse anschieben?
Wenn wir die Digitalisierung im Gesundheitswesen im Allgemeinen sehen, dann ist es ganz wichtig zu wissen, dass sie nicht nur in den letzten Jahren, sondern auch zukünftig erheblich unsere Medizin, Arbeit und Organisation verändern wird. Umso wichtiger ist jetzt ein Einsatz dafür, dass die Digitalisierung nicht nur eine Veränderung, sondern auch eine Verbesserung unserer Arbeit ist.
Wir als Ärzteschaft müssen uns in allen Bereichen viel aktiver einbringen, um selber auch klar sagen zu können, wie etwas besser laufen muss. Auch da haben wir in Berlin eine gute Chance, weil wir hier teilnehmen am Modellprojekt „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ des Bundesgesundheitsministeriums.
So kann man schnell, auch in enger Kooperation mit Start-ups, Dinge richtig ausprobieren. Wenn man das gut und organisiert macht, dann bringen wir die Digitalisierung in der Medizin sehr schnell, effektiv und auch für alle gut voran.
Was würden Sie als neuer Präsident der Ärztekammer Berlin den Ärzten aktuell gerne sagen?
Wir merken, wie wichtig unsere Arbeit ist und wie viel wir auch bewirken können. Ich glaube, viele haben jetzt auch wieder täglich die Erfahrung gemacht, warum wir uns mal entschieden haben Ärztin und Arzt zu werden, was die eigentliche Identität unseres Berufs ist.
Ein wichtiger Faktor dabei ist die gemeinsame Arbeit. Wir konnten die letzten Monate medizinisch so erfolgreich bewältigen, weil wir alle gemeinsam gegen die COVID-19-Pandemie gearbeitet haben. Wir sind besonders gut, wenn wir gemeinsam über alle Sektoren hinweg als Team auftreten. Wenn wir diese Gemeinsamkeit noch weiter intensivieren, werden wir zukünftig ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem haben. Die Gemeinsamkeit zu fördern, muss unser aller Ziel sein.