Angst vor COVID-19-Varianten
Briten testen speziell gegen Corona-Virusmutanten
Großbritannien verstärkt seine Anstrengungen, Daten zur Verbreitung der neuen Virusvarianten zu erlangen. In sechs Gegenden wird derzeit nach Mutationen geforscht. Doch es fehlt an Testkapazitäten.
Veröffentlicht:London. Angesichts von Massenimpfungen und hohen Neuinfektionszahlen steht das britische Gesundheitswesen an der Belastungsgrenze. Probleme bereiten vor allem die Virusmutationen aus Großbritannien selbst sowie aus Südafrika und Brasilien. „Die Leute haben große Angst, besonders vor den neuen Mutationen“, sagt der Londoner Klinikarzt Dr. Al Teague.
Epidemiologen im Königreich weisen darauf hin, dass es bislang viel zu wenig verlässliche Daten gibt, um exakt zu wissen, wie weit die neuen Virusvarianten im Königreich verbreitet und wie gefährlich sie sind. Zwar gibt es erste Studien, die zu belegen scheinen, dass besonders die britische Variante deutlich infektiöser ist. Allerdings ist die Datenlage hierzu nach wie vor unzureichend.
30–50 Prozent infektiöser
Gingen die britischen Gesundheitsbehörden anfangs davon aus, dass die im Volksmund auch als „Kent-Variante“ bekannte britische Mutation „bis zu 70 Prozent infektiöser“ ist als das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus, wurden diese Zahlen durch neue Studien der Organisation „Public Health England“ auf 30–50 Prozent ansteckender nach unten korrigiert.
Nach Einschätzung von Virologen sind die Südafrika-Virusmutation (E484K) ebenso wie die brasilianische Variante derzeit die großen Unbekannten. „Wir wissen weder, ob und wie viel gefährlicher diese neuen Varianten sind, noch wissen wir genau, wie weit verbreitet sie inzwischen sind“, so ein Mitarbeiter der Londoner Gesundheitsministeriums. Premierminister Boris Johnson kündigte kürzlich an, die Einreise aus Südafrika, Südamerika, Portugal und einigen anderen Risikoländern zu stoppen.
Spezial-Tests in sechs Gegenden
Laut Londoner Gesundheitsministerium werden zunächst rund 80.000 Patienten in England eingeladen, sich auf die SüdafrikaVariante testen zu lassen. Die Tests sind bislang auf folgende sechs Gegenden beschränkt: Kent, Surrey, London, Hertfordshire, Southport und Walsall. Warum gerade in diesen Gegenden gezielt nach den Mutationen gefahndet wird, hat einen Grund: Hier traten inzwischen mindestens elf Neu-Infektionen mit den Varianten auf, die nicht auf Auslandsreisen in Risikoländer zurückzuführen sind. Insgesamt wurden laut Gesundheitsministerium bislang „mindestens 105“ Infektionen mit der Südafrika-Variante diagnostiziert. Ein Mitglied des Fachgremiums „Joint Committee on Vaccination and Immunisation“, Professor Adam Finn, sagte, noch sei es möglich, die weitere Ausbreitung der Varianten zu stoppen, sofern schnell genug getestet werde. Gesundheitsminister Matt Hancock forderte die Patienten in den sechs betroffenen Gegenden auf, zu Hause zu bleiben und sich testen zu lassen – „egal ob sie Symptome haben oder nicht“. Bislang wurden in Großbritannien rund 9,5 Millionen Patienten gegen COVID-19 geimpft. (ast)