Brexit
Britische Ärzte besorgt über zunehmende Fremdenfeindlichkeit
Eine zunehmend ausländerfeindliche Stimmung in Großbritannien bereitet den Ärzten im Land Sorge.
Veröffentlicht:LONDON. Rund neun Wochen vor dem geplanten Brexit machen immer mehr britische Zeitungen Stimmung gegen ausländische Patienten. „Gesundheitstouristen kosten den Gesundheitsdienst 150 Millionen Pfund“ titelte die auflagenstarke und politisch einflussreiche „Daily Mail“.
Britische Ärzte beobachten die Entwicklung einer zusehends fremdenfeindlichen Stimmung im Land mit wachsender Sorge. „Das ist gefährlich und es passt eigentlich so gar nicht zum britischen Charakter“, so ein Londoner Klinikarzt im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.
Und: „Wenn diese Fremdenfeindlichkeit salonfähig werden sollte, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch in den Kliniken und Arztpraxen ein Problem haben.“
Seinen Namen möchte der Klinikarzt, der seit mehr als 20 Jahren im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) arbeitet, lieber nicht in der Zeitung lesen. „Die Stimmung ist zu aufgeheizt.“
Wie die Tageszeitung „Daily Mail“ jetzt auf ihrer Titelseite groß berichtete, schuldeten ausländische Patienten, die eigentlich kein Recht auf eine medizinische Behandlung in Großbritannien haben, dem NHS „mehr als 150 Millionen Pfund“ (umgerechnet rund 170 Millionen Euro).
Beleidigungen im Web häufen sich
Die Zeitung, die täglich von rund zwei Millionen Menschen gelesen wird, stellt hervor, dass von diesem Geld entweder 6000 Krankenschwestern und -pfleger eingestellt oder auch 22.000 Herz-Bypass-Operationen ausgeführt werden könnten.
Das Thema wird inzwischen auch von anderen Medien im Land aufgegriffen. Und in den sozialen Netzwerken des Internets häuft sich in jüngster Zeit die Zahl von ausländerfeindlichen Beleidigungen.
Gesundheitspolitische Beobachter im Königreich rechnen damit, dass je näher der Brexit rückt, die Zahl der fremdenfeindlichen Zwischenfälle auch in den Praxen und Kliniken zunehmen wird. Großbritannien beabsichtigt, die EU am 31. Oktober 2019 zu verlassen. (ast)