Viele Stationen überbelegt
Britische Kliniken „kurz vor dem totalen Kollaps“
Ärzte in Großbritannien waren vor einem Kollaps der Krankenversorgung. Immer mehr COVID-19-Intensivpatienten können nicht hinreichend versorgt werden. Auch bei den Impfungen gibt es wohl Probleme.
Veröffentlicht:London. Britische Kliniken und Arztpraxen stehen zur Jahreswende nach Aussage von Ärzten „kurz vor dem totalen Kollaps“. Grund sind die trotz strengem Lockdown weiter steigenden Zahlen von COVID-19-Infektionen.
Besonders prekär ist die Lage zum Jahreswechsel offenbar auf den Intenstivstationen des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS). Dort sind viele Stationen inzwischen überbelegt. Einige Kliniken in London meldeten Belegungen von bis zu 200 Prozent der Kapazitätsgrenzen.
Praktisch bedeutet dies, dass intensivpflichtige Patienten auch auf Fluren oder in Räumen, die zweckentfremdet wurden, behandelt werden. Gleichzeitig fehlen tausende Ärzte und Pflegekräfte. „Das sind schlimme Zustände, die an Krieg erinnern“, sagte am Donnerstag ein Londoner NHS-Klinikarzt der „Ärzte Zeitung“.
16-Stunden-Schichten sind normal
Klinikärzte gehen inzwischen dazu über, intensivmedizinische Betreuung benötigende Patienten aus überfüllten Londoner Kliniken in umliegende Regionen zu verlegen. Das bedeutet für die schwerkranken Patienten teilweise Krankentransporte von hundert Kilometern oder weiter.
Laut Londoner Gesundheitsministerium sind seit Beginn der Pandemie „mindestens 630 NHS-Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben“. Die Arbeitsbedingungen speziell in den großen Kliniken der Städte seien teils „chaotisch“, berichteten Ärzte. Schichten von 16 Stunden oder länger seien keinesfalls die Ausnahme und manchmal fehle es noch immer an Schutzausrüstungen.
In dutzenden Grafschaften appellierten die regionalen Gesundheitsverwaltungen in jüngster Zeit an bereits im Ruhestand stehende Mediziner und Pflegekräfte, zurück in den aktiven Dienst zu kehren.
Zweite Corona-Impfung soll verzögert werden
Der britische Fernsehsender „Sky News“ berichtete zum Jahreswechsel, wie COVID-19 Patienten auf Parkplätzen vor den Kliniken in geparkten Rettungswagen behandelt werden, weil es auf den Stationen keine Betten mehr gibt.
Auch bei den Impfungen gegen COVID-19 scheint es im Königreich weiterhin Probleme zu geben. Zwar sind in Großbritannien inzwischen anders als in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen. Dennoch gibt es immer wieder Pannen in dem Impfzentren.
Medien berichteten unter Berufung auf Informationen aus dem Gesundheitsministerium, dass Auffrischungsimpfungen für bis zu 500.000 Patienten, die bereits die erste Dosis injiziert bekamen, „um bis zu zwölf Wochen verschoben“ werden sollten, um so mehr Patienten mit dem knappen Impfstoff zu versorgen.