Viele Stationen überbelegt

Britische Kliniken „kurz vor dem totalen Kollaps“

Ärzte in Großbritannien waren vor einem Kollaps der Krankenversorgung. Immer mehr COVID-19-Intensivpatienten können nicht hinreichend versorgt werden. Auch bei den Impfungen gibt es wohl Probleme.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
Britisches Krankenhaus

Reger Betrieb in einem britischen Krankenhäuser: Manche Einrichtungen können keine COVID-19-Patienten mehr betreuen, weil sie deutlich über den Kapazitätsgrenzen sind.

© Peter Byrne / PA Wire / picture alliance

London. Britische Kliniken und Arztpraxen stehen zur Jahreswende nach Aussage von Ärzten „kurz vor dem totalen Kollaps“. Grund sind die trotz strengem Lockdown weiter steigenden Zahlen von COVID-19-Infektionen.

Besonders prekär ist die Lage zum Jahreswechsel offenbar auf den Intenstivstationen des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS). Dort sind viele Stationen inzwischen überbelegt. Einige Kliniken in London meldeten Belegungen von bis zu 200 Prozent der Kapazitätsgrenzen.

Praktisch bedeutet dies, dass intensivpflichtige Patienten auch auf Fluren oder in Räumen, die zweckentfremdet wurden, behandelt werden. Gleichzeitig fehlen tausende Ärzte und Pflegekräfte. „Das sind schlimme Zustände, die an Krieg erinnern“, sagte am Donnerstag ein Londoner NHS-Klinikarzt der „Ärzte Zeitung“.

16-Stunden-Schichten sind normal

Klinikärzte gehen inzwischen dazu über, intensivmedizinische Betreuung benötigende Patienten aus überfüllten Londoner Kliniken in umliegende Regionen zu verlegen. Das bedeutet für die schwerkranken Patienten teilweise Krankentransporte von hundert Kilometern oder weiter.

Laut Londoner Gesundheitsministerium sind seit Beginn der Pandemie „mindestens 630 NHS-Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben“. Die Arbeitsbedingungen speziell in den großen Kliniken der Städte seien teils „chaotisch“, berichteten Ärzte. Schichten von 16 Stunden oder länger seien keinesfalls die Ausnahme und manchmal fehle es noch immer an Schutzausrüstungen.

In dutzenden Grafschaften appellierten die regionalen Gesundheitsverwaltungen in jüngster Zeit an bereits im Ruhestand stehende Mediziner und Pflegekräfte, zurück in den aktiven Dienst zu kehren.

Zweite Corona-Impfung soll verzögert werden

Der britische Fernsehsender „Sky News“ berichtete zum Jahreswechsel, wie COVID-19 Patienten auf Parkplätzen vor den Kliniken in geparkten Rettungswagen behandelt werden, weil es auf den Stationen keine Betten mehr gibt.

Auch bei den Impfungen gegen COVID-19 scheint es im Königreich weiterhin Probleme zu geben. Zwar sind in Großbritannien inzwischen anders als in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen. Dennoch gibt es immer wieder Pannen in dem Impfzentren.

Medien berichteten unter Berufung auf Informationen aus dem Gesundheitsministerium, dass Auffrischungsimpfungen für bis zu 500.000 Patienten, die bereits die erste Dosis injiziert bekamen, „um bis zu zwölf Wochen verschoben“ werden sollten, um so mehr Patienten mit dem knappen Impfstoff zu versorgen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sachsen

Finanzierung der Internationalen Praxen steht

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Forscher geben Entwarnung: Handys führen nicht zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

© DragonImages / stock.adobe.com

Zeitreihenanalyse

Studie: Handynutzung erhöht das Krebsrisiko nicht

Akute Atemwegssymptome – wieviel trägt die Luftverschmutzung bei? (Symbolbild mit Fotomodell)

© Sofiia / stock.adobe.com

Respiratorische Symptome

Mehr Luftverschmutzung, mehr Antibiotika