Videokonferenz mit Gesundheitsberuflern
Bundespräsident lobt Ärzte und Pflegekräfte
Bundespräsident Steinmeier sieht in Ärzten und Pflegern Garanten des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Pandemie: „Sie haben alles dafür getan, dass aus der Gesundheitskrise keine Gesellschaftskrise geworden ist“.
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Regionalgespräch aus dem Amtssitz heraus: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) nimmt im Berliner Schloss Bellevue an einer Videokonferenz zur Lage im Gesundheits- und Pflegebereich in Sachsen teil.
© Wolfgang Kumm/dpa
Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Ärzten und Pflegekräften für ihren Einsatz in der Corona-Pandemie gedankt. Sie hätten damit auch einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt geleistet, sagte Steinmeier bei einer am Donnerstag übertragenen Videokonferenz mit Vertretern des Gesundheits- und Pflegesektors in Sachsen.
„Sie haben mit ihren Möglichkeiten alles dafür getan, dass aus der Gesundheitskrise keine Gesellschaftskrise geworden ist“, adressierte Steinmeier an die Diskutanten – darunter Hausärztin Jana Scholz aus Pirna, Klinik-Chefarzt Dr. Radovan Novák aus Zittau, der Pflege-Unternehmer Patrick Hahmann aus Radeberg und Pflegedienstleiterin Ina Eger aus Werdau.
Ungewissheit wegen Mutationen
Man dürfe optimistisch sein, dass die Pandemie bekämpft werden und die Gesellschaft „Schritt für Schritt“ zur Normalität zurückzukehren könne, sagte der Bundespräsident. „Das geht langsamer, als viele sich das wünschen – das weiß ich.“ Es sei aber momentan schwierig einzuschätzen, wo Deutschland stehe. Die Infektionsdynamik habe zwar etwas abgenommen. Auch Impfungen kämen voran. Zur „Gesamtsituation“ gehöre aber auch, dass noch unklar sei, welche Dynamik von den Virusmutationen ausgehe.
Sachsen sei von der zweiten Corona-Welle ab Herbst 2020 besonders hart getroffen worden, so Steinmeier. Die gute Nachricht aber sei, dass viele Landkreise mittlerweile wieder Inzidenzwerte von unter 100 aufwiesen. Mit Blick auf die sächsische Schweiz gebe es jedoch auch Regionen, wo die Infektionszahlen erneut stiegen. „Insofern ist das noch eine etwas unsichere Lage, in der wir uns befinden“, sagte Steinmeier.
„Ganz grundlegend haben wir das erreicht, was wir wollten“, bilanzierte Hausärztin Jana Scholz die vergangenen Wochen. „Wir haben Leben und Gesundheit geschützt. Wir haben vermieden, dass das Gesundheitswesen überlastet worden ist.“ Ihre „Helden“ seien die Familien, die Kinder betreuten, Heimarbeit leisteten und sich um das Homeschooling kümmerten. „Die sind wirklich am Limit.“ Sie hoffe auf rasche Impfungen in den Praxen. „Am liebsten würde ich jede Impfdosis, die ins Land kommt, innerhalb der nächsten 24 Stunden verimpfen.“
Es gebe aber auch Dinge, die besser laufen könnten, sagte Scholz. Warum etwa ein Hausarzt keine Quarantäne aussprechen könne, wenn ein Patient in seiner Praxis positiv auf Corona getestet werde, erschließe sich ihr nicht. „Das würde dem Infektionsgeschehen sicherlich Einhalt gebieten.“ Bis das Gesundheitsamt die Quarantäne ausspreche, dauere es mehrere Tage – in der Zeit bestehe die Gefahr, dass Familienmitglieder angesteckt würden.
In Krankenhäusern herrsche trotz rückläufiger Inzidenz weiter eine angespannte Situation, berichtete Chefarzt Novák. Es müssten viele Pflegekräfte auf Intensivstation geholt werden, die dort nie tätig waren. Ohne eine Fachkraft könne aber kein Beatmungsgerät einem Patienten helfen.
Mehr und bessere Bevorratung
Pflegedienstleiterin Eger kritisierte, gerade zu Beginn der Pandemie hätten Schutzausrüstung und Hygieneartikel gefehlt. Mehr und bessere Vorratshaltung derartiger Artikel sei daher eine dringliche Lehre aus der Corona-Krise. Aktuell fahre man den Regelbetrieb an ihrer Klinik wieder langsam hoch. „Wir können nur hoffen, dass es so bleibt.“
„Im März des vergangenen Jahres gab es eigentlich nichts zu bestellen“, bestätigte Pflege-Unternehmer Hahmann. „Wir haben Desinfektionsmittel zusammen gemischt und Masken genäht.“ Unverständlich sei, dass man vor Ausbruch der zweiten Corona-Welle im Herbst lange Zeit „nur zugeschaut“ habe. Solange das Virus da sei, müsse man damit immer rechnen.