COVID-19-Pandemie

Bundeswehr schickt Hilfe in den Corona-Hotspot Portugal

Von Ostfriesland nach Lissabon: Die Corona-Lage in Portugal ist eskaliert. Jetzt sollen Ärzte und Pfleger der Bundeswehr helfen.

Manuel MeyerVon Manuel Meyer Veröffentlicht:
Ulrich Baumgärtner, Generaloberstabsarzt und Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, vor dem Abflug zur Nothilfe für Portugal.

Ulrich Baumgärtner, Generaloberstabsarzt und Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, vor dem Abflug zur Nothilfe für Portugal.

© Moritz Frankenberg/dpa

Lissabon. „Emotionen pur“ twitterte die Luftwaffe am Mittwoch nach der Landung auf dem Militärflughafen Figo Maduro in Lissabon. General Joaquim Borrego, Chef der portugiesischen Luftwaffe, habe dem Sanitätsdienst der Bundeswehr mit Tränen in den Augen die „Dankbarkeit der Menschen“ in seinem Land übermittelt. Mit täglich über 13 .000 Neuinfektionen und 300 COVID-19-Opfern befindet sich das Gesundheitssystem des knapp zehn Millionen Einwohner zählenden Landes seit Wochen am Limit. Die Lage ist so dramatisch, dass die portugiesische Regierung Mitte Januar bereits seine europäischen Nachbarn um Hilfe bat.
Lesen Sie auch

„Auch auf dem deutschen Gesundheitssystem lastet erheblicher Druck“, erklärte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). „Dennoch sind wir davon überzeugt, dass gerade in diesen Zeiten Solidarität in Europa unverzichtbar ist.“ Während Österreich und Spanien schwerkranke COVID-19-Patienten übernehmen will, schickte Deutschland nun ein medizinisches Bundeswehrteam von 26 Ärzten und Fachkrankenpflegern für Anästhesie und Intensivmedizin nach Lissabon. Mit an Bord der Luftwaffen-Maschine waren 50 Beatmungsgeräte, 150 Infusionsgeräte und Krankenbetten.

Von Ostfriesland nach Lissabon

Das medizinische Bundeswehr-Hilfsteam aus dem ostfriesischen Leer wird zunächst drei Wochen im Lissaboner Hospital da Luz eingesetzt. Hier soll sich das Team auf einer neu eingerichteten Intensivstation mit acht Betten um schwerkranke COVID-19-Patienten kümmern.

Ein Team aus acht Ärzten und 18 Pflegern wirkt auf den ersten Blick symbolisch. „In Portugal ist die Lage allerdings so dramatisch, dass wirklich jeder Arzt und Pfleger gebraucht wird“, sagt Ricardo Mexia, Präsident des portugiesischen Ärzteverbandes ANMSP. „Portugals Krankenhäuser befinden sich kurz vor dem Kollaps.“

Das größte Problem ist die Personalknappheit. „Derzeit fehlen in Portugal rund 20 .000 Krankenpfleger, die aufgrund schlechter Bezahlung und Arbeitsbedingungen vor allem nach Großbritannien ausgewandert sind“, erklärt Guadalupe Simões von der Krankenpfleger-Gewerkschaft SEP. Ähnlich sieht die Lage bei den Ärzten aus. Nun sollen bereits pensionierte Ärzte und selbst Medizinstudenten mobilisiert werden, um das vollkommen überlastete Gesundheitssystem zu unterstützen.

Tatsächlich könnte die Lage dramatischer kaum sein: Allein im Januar starben 5576 Portugiesen an COVID-19: fast 44 Prozent aller Opfer seit Ausbruch der Pandemie! Noch vor wenigen Tagen verzeichnete Portugal mit einer 7-Tage-Inzidenz von 884 Neuinfektionen pro 100 .000 Einwohner die weltweit höchste Rate. Die Intensivstationen sind zu 94 Prozent belegt. Um die rasant steigende Pandemie zu stoppen, hat sich das Land abgeriegelt. Zwei Wochen lang sind Ein- und Ausreisen ohne triftigen Grund verboten. Selbst die Landgrenze zu Spanien ist dicht. Bis Mitte Februar gelten strikte Lockdown-Regeln.Ministerpräsident António Costa stimmte seine Landleute auf „sehr harte Wochen“ ein.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zentrale EU-Zulassung

EMA-Ausschuss spricht sieben positive Empfehlungen aus

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung