Kommentar

Corona-Demonstrationen: Jeder wäge seine Worte

Beteiligen sich Ärzte an „Corona-Demonstrationen“ ausdrücklich als Mediziner, sollten sie ihre Botschaften sorgfältig abwägen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

Kein anderes Thema beschäftigt uns so sehr wie die Auswirkungen des Corona-Virus. Wie stark ist das aktuelle Infektionsrisiko, welche Einschränkungen sind sinnvoll, und was sollte wieder erlaubt sein?

Weil jeder anders betroffen ist, gehen die Meinungen über die Lösungen auseinander. In einer Demokratie darf das nicht nur, sondern es muss diskutiert werden. Jeder muss seine Meinung hierzu äußern dürfen, ohne diskreditiert zu werden. Das Ganze idealerweise nicht in der „Blase“ der eigenen Follower, sondern in einem kritisch-konstruktiven Diskurs ohne Anfeindungen.

Wenn ein niedergelassener Arzt der Meinung ist, zu diesem Thema eine Mahnwache initiieren zu müssen, lässt das darauf hoffen, dass er für andere Meinungen und eine Diskussion offen ist. Auch einem Vorstandsmitglied der Ärztekammer muss dies erlaubt sein, wenn er klar erkennbar nur seine persönliche Meinung vertritt.

Deshalb war es gut, dass die Landesärztekammer zur Mahnwache von Dr. Andreas Kauffold differenziert Stellung bezogen hat. Ärzte haben besonderen Einfluss auf ihre Patienten. Daher haben sie sorgfältig abzuwägen, mit welcher Wortwahl und Vehemenz sie öffentlich für ihre Überzeugungen eintreten. Das gilt vor allem für gewählte Vertreter der Ärzteschaft.

Kauffold hat seine Meinungsfreiheit genutzt, in dem er auf einem Flugblatt mit dem Verweis auf „Die Schweriner Ärzte“ eine „Bestrafung der Verantwortlichen“ gefordert hat. Es ist gut, dass er dies im Nachhinein relativiert hat. Besser wäre es gewesen, vorher die Wirkung von Worten zu wägen.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

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Kommentare
Anne C. Leber 25.05.202008:32 Uhr

Leserzuschrift von Ralf Drescher

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin kein Arzt. Ich kann aber am Handeln des Herrn Kauffold nicht Ehrenrühriges erkennen. So wie er sicher nicht für "Die Schweriner Ärzte" sprechen kann, können auch vier Ärzte aus dem Direktorium der Helios-Klinik für alle bei ihnen angestellten Kollegen sprechen. Auch wenn die Bundeskanzlerin, die und deren Partei ich ganz sicher nicht gewählt habe, tönt "Wir müssen dieses und jenes tun", muss ich das sicher auch nicht tun.

Ich persönlich finde, dass derzeit zu viele Mitbürger meinen, alle Handlungen der Regierung nicht hinterfragen zu müssen. Dass Teile des Grundgesetzes derzeit ausgeschaltet sind, spielt leider keine Rolle. Ich selbst kann nicht beurteilen, wie gefährlich das Coronavirus ist. Dass nicht alle, nicht einmal viele, sondern nur verschwindend wenige dran sterben würden, ist aber durchaus bei mir angekommen. Vermutlich sterben mehr Menschen an allen möglichen Erkrankungen, die mit falscher Ernährung, zu viel Alkohol oder gar Tabakkonsum zu tun haben. Auch da bemüht man sich inzwischen, die Menschen immer stärker zu belehren und druckt sogar alberne Bildchen auf Zigarettenschachten. Aber so einen Tanz wie in Sachen Corona macht man nicht. Es wird Zeit, diese "Übung"
zu beenden. Und mit der Verantwortung hat Herr Kauffold schon Recht.
Vielleicht nicht im juristischen Sinn. Aber für die wirtschaftlichen Folgen der Beschränkungen sollte der Staat durchaus einstehen. Gegenüber jedem Gastronomen, Künstler, Handwerker, Hotelier oder sonstigem Unternehmer.

Freundliche Grüße

Ralf Drescher, Berlin

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