Auswertung
Corona-Schnelltest-Programm in Betrieben läuft bislang schleppend
Wöchentliche Schnelltests in Unternehmen gelten als probates Mittel gegen Corona. Eine Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung zeigt nun: Nur knapp jeder vierte Beschäftigte hatte bislang Zugang zu solchen Tests.
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Arbeitgeber sollen ihren Mitarbeitern regelmäßig Corona-Schnelltests anbieten. Doch eine neue Auswertung sieht da noch große Mängel.
© Thomas Frey/dpa
Berlin. Mehr Schnelltests in Betrieben gelten als ein Baustein im Kampf gegen die dritte Welle der Coronavirus-Pandemie. Bund und Länder nehmen dafür auch die Arbeitgeber in die Pflicht: So sollen Unternehmen allen Präsenzbeschäftigten mindestens einmal die Woche einen kostenlosen Schnelltest anbieten.
Doch das Testprogramm läuft bisher offenbar nur schleppend an: Laut einer am Dienstag vorgestellten Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geben lediglich 23 Prozent der Befragten an, dass alle Präsenzbeschäftigten in ihrem Betrieb schon mindestens einmal wöchentlich einen Test haben machen können.
Das WSI wertete im Zeitraum 15. bis 31. März rund 2830 Datensätze des von ihm betreuten Portals Lohnspiegel.de aus.
Mehrheit: Kein Schnelltest-Angebot
Für sechs Prozent werden die Schnelltests laut WSI zwar angeboten, jedoch noch nicht im vorgesehenen Umfang. Weitere 17 Prozent sagen, der Arbeitgeber habe die Einführung der Tests angekündigt, aber noch nicht umgesetzt. Für die Mehrheit (54 Prozent) gibt es hingegen weder betriebliche Schnelltests, noch sind diese angekündigt.
„Corona-Schnelltests sind überall dort eine sinnvolle Ergänzung für den betrieblichen Gesundheitsschutz, wo Beschäftigte nicht von zu Hause arbeiten können“, sagte WSI-Expertin für Arbeit und Gesundheit, Dr. Elke Ahlers. Dennoch setze die Politik bei den Unternehmen weiter auf Freiwilligkeit.
Aus dem Arbeitsschutzgesetz ergebe sich schon jetzt eine allgemeine Fürsorgepflicht, betonte Ahlers. Die Schnelltests seien inzwischen „breit verfügbar“ und es gäbe daher „keinen guten Grund, diese nicht auch flächendeckend einzusetzen“.
Linksfraktion für „Recht auf Tests“
Die Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Linksfraktion, Jutta Krellmann, forderte ein Recht auf regelmäßige Corona-Tests für alle Beschäftigten auf Arbeitgeberkosten. „Freiwillig machen viele Arbeitgeber gar nichts, das war doch klar“, sagte Krellmann am Dienstag.
Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger hatte dagegen unlängst betont, die Unternehmen, große wie kleine, hätten ihre Testanstrengungen stark ausgeweitet. Mit dem ständigen Drohen einer gesetzlichen Regelung werde dieses Engagement nicht anerkannt.
Im Gegenteil: „Ein Testgesetz schafft nicht mehr Schutz, sondern mehr Bürokratie, mehr Kosten, weniger Eigeninitiative und einen Haufen ungeklärter rechtlicher und organisatorischer Fragen“, betonte Dulger.