Zweiwöchige Studie

Covid-19: Virologen suchen Antworten in Heinsberg

Virologen starten in Heinsberg eine zweiwöchige Studie, um das Coronavirus besser zu verstehen und Maßnahmen zu finden, die die Ausbreitung eindämmen helfen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Wissenschaftler haben in Heinsberg bereits Abstriche von Smartphones, Türkliniken und Fernbedienungen genommen.

Die Wissenschaftler haben in Heinsberg bereits Abstriche von Smartphones, Türkliniken und Fernbedienungen genommen.

© Jason Busa / stock.adobe.com

Düsseldorf. Virologen und andere Wissenschaftler der Universitätsklinik Bonn wollen im Landkreis Heinsberg eine Reihe von Fragen rund um das Coronavirus klären. Die Studie soll zeigen, welche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sinnvoll sind und welche weniger. „Es geht darum, das Virus zu verstehen“, sagte Professor Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik und Leiter der Studie, vor Journalisten in Düsseldorf.

Die Studie soll zwei Wochen laufen, einbezogen werden 1000 Personen. Sie wurde gemeinsam konzipiert mit Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Infektiologie und Infektionsschutz der Universität Bonn, sowie Professor Gunther Hartmann, Leiter des Instituts für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie der Bonner Uniklinik. Sie arbeiten eng mit dem Landkreis Heinsberg zusammen.

Lösungen für Deutschland finden

Der Kreis wolle dazu beitragen, für Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland Lösungen zu finden und Szenarien zu entwickeln, erläuterte der zuständige Landrat Stephan Pusch. „Wenn wir das Virus besiegen, dann schaffen wir das nur als Team.“ Zudem könne die Studie dazu beitragen, das Image des Kreises wieder zu verbessern, hofft er.

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Wie verbreitet sich SARS-CoV-2? Wo haben sich Menschen infiziert? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit sich jemand infiziert? Wie hoch ist die Zahl derer, die infiziert sind, ohne es gemerkt zu haben? Das sind einige der Fragen, die das Forscherteam jetzt in der ersten und am stärksten vom Coronavirus betroffenen Region in Deutschland untersuchen wollen. Bislang sind dort 1150 Menschen an Covid-19 erkrankt, 29 sind gestorben.

Beim „Hotspot“ Karnevalssitzung gestartet

Die Wissenschaftler haben nach Angaben von Streeck in Heinsberg bereits erste Untersuchungen vorgenommen. „Wir haben Türklinken abgestrichen, Luft eingesogen, iPhones und Fernbedienungen abgestrichen, Blut abgenommen und Abstriche gemacht.“ Ausgehend von der Karnevalssitzung in der Gemeinde Gangelt, die ein Hotspot für Infektionen gewesen zu sein scheint, wollen die Forscher die Infektionswege des Virus nachvollziehen. Ein weiterer Fokus der Studie liegt auf der genauen Ermittlung der Sterberate.

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Man werde NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann fortlaufend über die Ergebnisse in Kenntnis setzen, kündigte Streeck an. Schon in der kommenden Woche sollen die ersten Informationen vorliegen. „Der Landkreis Heinsberg ist eine Chance für den Rest von Deutschland, um Informationen zu sammeln und Empfehlungen zu geben, wie wir weiterhin mit SARS-CoV-2 umgehen können“, sagte der Virologe.

Für wissenschaftlich basierten Ausstieg

Die Politik brauche den Austausch mit Wissenschaftlern und Praktikern, um faktenbasierte Entscheidungen fällen zu können, betonte Laschet. Das gelte auch für die Frage, wann die verhängten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus wieder gelockert werden können. „Das Nachdenken über den Ausstieg muss jetzt beginnen, aber wissenschaftlich basiert.“ Bislang gebe es lediglich Vermutungen.

Nach Angaben seines CDU-Parteikollegen Laumann nimmt die Ausstattung mit Schutzmaterialien in Nordrhein-Westfalen langsam Fahrt auf. Das Land habe bislang unter anderem 800.000 Schutzmasken, 4900 Schutzkittel und 1,2 Millionen Handschuhe besorgt, berichtete er.

Krisenstäbe verteilen Schutzmaterial

Sie gehen an die jeweiligen regionalen Krisenstäbe und werden von dort an Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und weitere Personen, die Schutzkleidung benötigen, verteilt. Das Ministerium bestelle jeden Tag weitere Materialien, aber leider seien die Märkte leer gefegt. „Bis jetzt haben wir für 50 Millionen Euro Aufträge verteilt“, sagte Laumann.

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In Heinsberg testet die Deutsche Post DHL ein Verfahren, um die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs für Menschen sicherzustellen, die zu einer Risikogruppe gehören oder sich in Quarantäne oder Selbstisolation befinden. Sie – und nur sie – können Waren bei örtlichen Einzelhändlern bestellen, DHL liefert sie aus, berichtete Vorstand Tobias Meyer. Der Service ist kostenlos. „Wir wollen ihn potenziell in andere Regionen der Bundesrepublik ausrollen.“

Wie gut sind Sie mit Schutzmaterialien gegen SARS-CoV-2 in der Praxis versorgt?

52 %
Es fehlt bereits an allem: Schutzmasken wie Kitteln.
37 %
Wir haben nur noch kleine Restbestände.
8 %
Wir sind noch relativ gut versorgt.
3 %
Wir sind noch sehr gut versorgt.
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