Kommentar zur KBV-VV
Der Separatismus ist keine gute Lösung
Das gespannte Verhältnis der Hausärzte und ihrer Funktionäre zu den Körperschaften der ärztlichen Selbstverwaltung - Kammern wie Kassenärztlichen Vereinigungen - hat eine lange Tradition.
Aktuell mündet sie darin, der "hausärztlichen Fraktion" und vice versa der "fachärztlichen Fraktion" mehr Eigenständigkeit bei Entscheidungen in fachgruppeneigenen Belangen einzuräumen.
Zunächst einmal gilt es, mit einigen Missverständnissen aufzuräumen: Vertreterversammlungen sind keine Parlamente, die aus Fraktionen bestehen.
Die Rechte der Vertreterversammlungen sind im Wesentlichen beschränkt auf die Wahl des Vorstandes, weiterer Gremien und die Genehmigung des Haushaltes. Ein Gesetzgebungs- und Ratifizierungsrecht haben die VVen nicht.
Richtig ist: Im Verteilungskampf um gedeckeltes Honorar haben die fachgruppenspezifischen Ärzteverbände in den vergangenen 20 Jahren Konjunktur gehabt, während fachübergreifende Verbände wie der Hartmannbund und der NAV an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt worden sind.
Würde man die Fraktionierungswünsche des Hausärzteverbandes zu Ende denken, so müsste jede in der ambulanten Medizin vertretene Spezialdisziplin auch ihr Spiegelbild und ihre jeweiligen Fachgruppen-Interessen in der Vertreterversammlung repräsentiert sehen.
Denn möglicherweise sind die Interessengegensätze unter den Facharztdisziplinen noch ausgeprägter als die zwischen Haus- und Fachärzten. Damit freilich würde der Separatismus absurde Formen annehmen.
Das Lagerdenken wird auch den Herausforderungen einer modernen medizinischen Versorgung nicht mehr gerecht. Wo Hausärzte berechtigterweise, unterstützt von der Wissenschaft und Politik, die Rolle des Lotsen und Koordinators gerade bei komplexen Patientenproblemen zugewiesen bekommen, ist die Verständigung mit anderen medizinischen Disziplinen und Versorgungsebenen unabdingbare Notwendigkeit.
Wie dies funktionieren kann, zeigen der Hausärzteverband und Medi in Baden-Württemberg mit ihrer Kombination der 73b- und 73c-Verträge. Aber auch viele Ärztenetze und Kooperationen, die sich vor Ort und in der Region gebildet haben, sind der Beweis, dass es die Frontstellung Hausarzt - Facharzt im Praxisalltag nicht mehr gibt.
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