Kommentar
Die Corona-Impfwoche hat einen Nerv getroffen
Es war nicht alles schlecht an der Impf-Aktionswoche. Ihr Ergebnis ist nur auf den ersten Blick enttäuschend.
Veröffentlicht:Eine halbe Million Menschen in Deutschland sind seit vergangenen Montag zum ersten Mal gegen SARS-CoV-2 geimpft worden. Für eine groß als Aktionswoche ausgerufene Impfkampagne ist dieses Ergebnis eher enttäuschend. Selbst dem Regierungssprecher fiel es am Montag sichtlich schwer, die Zahl schön zu reden. Das ist auch nicht leicht, wenn es doch schon Tage wie zum Beispiel den 14. Mai gegeben hat, an denen bis zu 1,35 Millionen Menschen binnen 24 Stunden geimpft worden sind.
Das Ergebnis der Woche lässt sich gleichwohl auch positiv einordnen. Geschätzt 250.000 Menschen sind bei Impfaktionen außerhalb des Gesundheitssystems immunisiert worden. Die Spanne reichte vom Schlachtfest über Familientage bis zum Theaterfestival, von der Suppenküche über interkulturelle Veranstaltungen bis zu Bundesligaspielen.
Das bedeutet, dass eine erkleckliche Zahl von Menschen erreicht worden ist, die ansonsten wahrscheinlich durchs Raster gefallen wären. Oder noch einmal anders: Das Angebot hat eine Nachfrage geschaffen, die es ohne die Impfwoche so nicht gegeben hätte. Nicht zu vergessen: Immer dabei waren selbstverständlich Ärzte, ohne die eine Impfaktion nun einmal nicht funktioniert.
Diese Aktionen verdienen also sowohl Anerkennung als auch jede Unterstützung, die Bund, Länder und Gemeinden leisten können. Gesundheitsminister Jens Spahn hat schon eine Idee beigesteuert: Steuererleichterungen für Unternehmen, die die Impfung mit einem Rabatt auf ihre Produkte belohnen. Auch das könnte die Nachfrage befeuern. Wichtiger wäre es - auch angesichts der demnächst reihenweise schließenden Impfzentren - dafür jedoch, die unkonventionellen Impfangebote auch nach der offiziellen Aktionswoche weiterzuführen.
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