Kommentar zum Gesunden Kinzigtal
Die zähen Idealisten
Man muss Überzeugungstäter und wohl auch Idealist sein, um im deutschen Gesundheitswesen Organisationsinnovationen durchzusetzen. Sechs Jahre haben die Initiatoren des Integrationskonzepts "Gesundes Kinzigtal" gebraucht, um nachzuweisen, dass IV einen Effekt auf die Mortalität hat und zugleich Effizienzgewinne ermöglicht.
Dass dies einstweilen Insellösungen sind, liegt daran, dass vielen Akteuren die Voraussetzungen fehlen: die Bereitschaft, Risikokapital für ein längerfristiges Investment einzusetzen, Kosten für die Evaluation aufzuwenden und viele Jahre Geduld zu haben, bis sich ein Ergebnis nachweisen lässt.
Obwohl die Krankenkassen gegenwärtig im Geld schwimmen, gibt es kaum Anzeichen dafür, wenigstens einen Teil der Überschüsse für die Erprobung solcher Innovationen einzusetzen. Dazu fehlt auch der politische Druck.
Viel Energie wird hingegen darauf verschwendet, aktuell Wohltaten zu verteilen. Der eine möchte die Praxisgebühr abschaffen, der andere den Beitragssatz senken. Das ist intellektuell bequem, weil alle Argumente bekannt sind. Ziemlich allein gelassen werden hingegen diejenigen Innovatoren, die mit zäher Geduld nachhaltig gute Medizin sichern.
Lesen Sie dazu auch: Erfolg nach sechs Jahren: Gesundes Kinzigtal ist gesünder