Schmerzkongress
Digitale Werkzeuge für die Kopfschmerzmedizin
Apps können mehr als nur ein digitaler Kopfschmerzkalender sein. Fortschritte erhoffen sich Experten auch durch das neue digitale Kopfschmerzregister.
Veröffentlicht:
Mit Apps können Patienten den Verlauf von Schmerztagen sowie die Medikamenteneinnahme besser dokumentieren.
© ALDECAstudio / stock.adobe.co
Mannheim. Digitale Angebote wie Kopfschmerz-Apps können die Therapie für die fast sechs Millionen Menschen, die in Deutschland an Migräne leiden, unterstützen. Davon zeigten sich Experten zum Auftakt des Deutschen Schmerzkongresses am Mittwoch in Mannheim überzeugt, der in diesem Jahr online stattfindet.
Das Führen eines Kopfschmerzkalenders, der für die Überprüfung des Effekts einer Behandlung nötig ist, falle vielen Patienten mit einer App leichter als mit der Papierversion, sagt Dr. Ruth Ruscheweyh, Kopfschmerzexpertin am Klinikum der Universität München. Gute Apps machten das Herunterladen eines übersichtlichen Reports möglich, der mit dem Arzt besprochen werden kann. Dieser enthält dann beispielsweise einen Überblick über Schmerztage, Schmerstärke, die Häufigkeit der Medikamenteneinnahme sowie Begleitsymptome.
App warnt vor Überdosierung
Andere Migräne-Apps hätten darüber hinausgehende Funktionen. Die entsprechende App der Schmerzklinik Kiel ermögliche zusätzlich die Patientenschulung, warne vor Überdosierung und berechne den Zeitpunkt für die Einnahme des Migräne-Medikaments, heißt es in einer Mitteilung der Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).
Ein anderer Ansatz der Digitalisierung in der Kopfschmerzmedizin ist das Kopfschmerzregister der DMKG, das im Juni gestartet ist. Dort könnten Patienten vor ihrer Erstvorstellung beim Arzt und vor jeder Wiedervorstellung Informationen über ihre Kopfschmerzen in ein webbasiertes Patientenportal eingeben, berichtet Ruscheweyh. Diese Angaben stünden dann dem Arzt aufbereitet beispielsweise mit Verlaufsgrafiken im Arztportal zur Verfügung.
Register ist im Juni gestartet
Das Register verfolgt zwei Ziele: Einerseits die Unterstützung von Ärzten bei Diagnosestellung, Verlaufsbeobachtung und Behandlung von Kopfschmerzpatienten durch eine standardisierte Dokumentation. Zum anderen soll eine bundesweite Datenbank mit anonymisierten Versorgungs- und Behandlungsdaten über Kopfschmerzpatienten aufgebaut werden.
Die Anschubfinanzierung übernimmt die DMKG nach eigenen Angaben durch Eigenmittel. Unterstützt wird das Vorhaben von bislang drei Pharmafirmen. Die Fachgesellschaft erprobe das Register zunächst in spezialisierten Kopfschmerzzentren, strebe aber an, es auf alle DMKG-Mitglieder auszurollen, die die Qualifikationsanforderungen erfüllen, heißt es. (fst)