Kommentar
Ein Pflege-Abitur gibt es gar nicht
Seit Wochen geistert der Begriff durch den Blätterwald: "Pflege-Abitur". Auf diese griffige Formel haben die Medien - auch die "Ärzte Zeitung" - einen Plan der Europäischen Union gebracht.
Demnach sollen zwölf Schuljahre Pflicht sein, bevor jemand eine Ausbildung zur Hebamme oder zum Pfleger aufnehmen kann. In 24 Ländern der EU ist dies bereits so, nur in Deutschland, Kroatien und Luxemburg nicht.
Das Abitur als Zugangsvoraussetzung zur Pflegeausbildung hat die EU allerdings gar nicht verlangt. So dürfen die Franzosen, um auf zwölf Schuljahre zu kommen, die Zeit in der Vorschule mitzählen, in der die Kinder vor dem sechsten Lebensjahr spielen und lernen.
In Deutschland, so interpretieren Ärzte und Pflegeexperten den Brüsseler Vorstoß, würde auch ein Hauptschulabschluss mit anschließend erfolgreich absolvierter Lehre ausreichen.
Dass es wie bisher auch eine Nummer kleiner als Abi gehen soll, ist sinnvoll. Die Zahl der Abiturienten würde ohnehin nicht reichen, den Bedarf an Kompetenz in Kranken- und Altenpflege zu decken.
Es muss alles geben: akademische Pflegeberufe, Fachpflegequalifikationen und Pflegeassistenzberufe mit niedrigschwelligeren Zugangsvoraussetzungen.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Pflege-Abi soll es nicht geben