Corona-Pandemie / Versorgungsplanung
Engpass Intensivstation: Nordländer vereinbaren Nachbarschaftshilfe
Werden in einer Region die Intensivbetten knapp, wollen die norddeutschen Bundesländer nach dem sogenannten „Kleeblattkonzept“ vorgehen.
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Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) informierte sich am Freitag an der Uniklinik Rostock über die Arbeit der Ärzte und Pflegekräfte, die COVID-19-Patienten versorgen.
© Bernd Wüstneck / dpa
Schwerin. Bei einer Überlastung der Intensivstationen werden sich die norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gegenseitig unterstützen. Für den Fall einer regionalen Auslastung von Intensivstationen haben sich die Länderchefs der fünf Bundesländer auf eine länderübergreifende Verlegung von Patienten verständigt.
„Wir stehen zusammen“, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), deren Bundesland derzeit Vorsitzland der Konferenz der norddeutschen Bundesländer ist. Koordiniert wird der länderübergreifende Austausch über einen „Single Point of Contact“, der einen laufenden Überblick über freie Klinikbetten ermöglicht und bei Bedarf auch beim Krankentransport unterstützt. Diese Stelle ist im Kompetenzzentrum Großschadenslagen im niedersächsischen Innenministerium in Hannover angesiedelt. Die endgültige Entscheidung über Patientenverlegungen soll zwischen den abgebenden und aufnehmenden Ärzten getroffen werden.
Versorgung im Verbund soll gewährleistet sein
Damit folgen die Nordländer dem von der Gesundheits- und Innenministerkonferenz der Länder entwickelten „Kleeblattkonzept“, das jeweils drei bis fünf Bundesländer zusammenfasst. Damit soll in einem worst case-Szenario überlasteter Krankenhauskapazitäten die Versorgung schwer erkrankter Patienten im Verbund gewährleistet werden.
Auch eine Unterstützung zwischen den Regionen der einzelnen Kleeblätter ist angedacht. Derzeit sind die Intensivstationen im Norden zwar nicht ausgelastet, registrieren aber eine Zunahme von COVID-19-Patienten.
Vereinbarte Coronamaßnahmen werden verteidigt
Die Länderchefs im Norden stellten sich noch einmal hinter die von der Ministerpräsidentenkonferenz Ende Oktober beschlossenen Maßnahmen. Sie seien nach dem exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen erforderlich gewesen, hieß es. In ihren Regionen müssen sich die Ministerpräsidenten allerdings mit zum Teil deutlicher Kritik an dieser Haltung auseinandersetzen.
In Schleswig-Holstein etwa kritisiert der Koalitionspartner FDP, dass damit eine am Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz getroffene Absprache der Kieler Jamaika-Koalition zum Teil ausgehebelt wurde. Dort hatte man am Tag zuvor noch geplant, Hotels und Gaststätten offen zu halten. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte die Bundesregelung nur mitgetragen, weil umfassende Hilfen für die Hotelbranche in Aussicht gestellt wurden. Weil diese bislang nicht die Erwartungen erfüllen, werden die Rufe nach regionalspezifischen Lösungen lauter.