Expertise zur Reform der Notfallversorgung

Ersteinschätzung am Telefon als Zugang zur passenden Versorgungsebene

Notdienst, Akutversorgung, Notfallversorgung und Rettungsdienst werden nicht trennscharf untersdchieden, legt eine Untersuchung nahe. Eine Expertise legt dem Gesundheitsministerium nahe,bei der reform cder Notfallversorgung über den Tellerrand zu blicken.

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Berlin. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereitet sich auf die politische Debatte über den Gesetzentwurf zur Reform der Notfallversorgung vor, der seit Anfang Juni bekannt ist. Bei einer Veranstaltung in dieser Woche übte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister deutliche Kritik an eben diesem Referentenentwurf.

Statt einen Patientenpfad klar zu definieren, wolle das Gesundheitsministerium die Türen von Akut- und Notfallversorgung rund um die Uhr für jedermann öffnen und einen ständig verfügbaren Hausbesuchsdienst einführen. Dies widerspreche den Strategien anderer Länder. Im Mittelpunkt dieser Diskussion stehe die steigende Nachfrage nach medizinischer Versorgung in nicht lebensbedrohlichen Fällen, sagte Hofmeister. Begriffe wie Notdienst, Akutversorgung, Notfallversorgung und Rettungsdienst würden oft synonym verwendet und damit oft unscharf.

Strategie: Hotline first

Wissenschaftler haben nun anhand eines Ländervergleichs Schwachstellen und Handlungsbedarf bei der Notfallversorgung allgemein analysiert. So sollten vor allem die Empfehlungen zur Dringlichkeit einer Behandlung und der konkrete Versorgungsbedarf harmonisiert werden, heißt es in der im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entstandenen Expertise „Ambulante Akut- und Notfallversorgung - Zwei Seiten einer Medaille“ des Instituts und Poliklinik für Allgemeinmedizin sowie des Göttinger aQua-Instituts. Erst die Beurteilung von Dringlichkeit und Versorgungsbedarf schaffe die Grundlage für ein gestuftes Akut- und Notfallversorgungsmodell.

Die Studie stützt sich unter anderem auf den Vergleich der Notfallversorgung in Deutschland mit der medizinischen Versorgung außerhalb der Sprechzeiten in Dänemark, den Niederlanden und England. Auch dort gelte jeweils die Strategie „Hotline first“, also die Ersteinschätzung am Telefon, so Hofmeister. Sie könne als eine Art Akkreditierung für die Versorgung in der angemessenen Versorgungsebene gelten.

Harmonisierung der Triageinstrumente

Die unter der Leitung von Professor Joachim Szecsenyi ( aQua) und Professor Martin Scherer (Institut und Poliklinik Eppendorf) erarbeitete Expertise sieht ein flächendeckendes einheitliches Ersteinschätzungsverfahren als Grundlage der Steuerung von Patientinnen und Patienten in die geeignete Versorgungsstruktur. Sie empfehlen dazu eine Harmonisierung der Triageinstrumente, von denen in Deutschland mindestens zwei im Einsatz sind. Die Untersuchung liegt derzeit nur in einer Kurzfassung vor. Die Langfassung soll im Juni erscheinen.

Erst die Beurteilung von Dringlichkeit und Versorgungsbedarf schaffe die Grundlage für ein gestuftes Akut- und Notfallversorgungsmodell und damit eine effiziente, bedarfsgerechte Nutzung der Ressourcen von Notaufnahmen der Krankenhäuser und der kassenärztlichen Angebote außerhalb der Sprechzeiten. (af)

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