1. Preis Charity Award 2024

Verein kämpft gegen Stigmatisierung von jungen und psychisch kranken Menschen

Sie werden stigmatisiert und stehen im Abseits: Junge Menschen mit psychischen Erkrankungen fühlen sich im Stich gelassen. Der Verein „Irrsinnig Menschlich“ hilft erfolgreich mit Konzepten, die den Betroffenen eine neue Lebensperspektive bieten. Für seine Arbeit ist der Verein nun mit dem ersten Preis der Springer Charity Awards geehrt worden.

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Die Gewinner des 1. Platzes des Charity Awards.

Große Freude bei den Preisträgerinnen: Caroline Lyle (2. v.l.) und Nora Lucaciu (3. v.l.) nahmen am Donnerstagabend stellvertretend für ihren Verein „Irrsinnig Menschlich e.V.“ den ersten Preis der Springer Charty Awards entgegen. Hier mit Moderatorin Yve Fehring, Jury-Präsidentin Prof. Monika Kellerer und Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Springer Medizin.

© Marc-Steffen Unger

Berlin. Der Verein „Irrsinnig Menschlich e.V.“ wurde im Jahr 2000 in Leipzig gegründet und setzt sich seither gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein. Die Organisation bietet Präventionsangebote zur Förderung der psychischen Gesundheit für junge Menschen an. Der Verein ist sektorübergreifend in den Bereichen Bildung und Gesundheit tätig. Gemeinsam mit krisenerfahrenen Expertinnen und Experten unterstützt er junge Menschen dabei, frühzeitig ihre Not zu erkennen und Hilfe anzunehmen.

Für dieses Engagement wurde der Verein am Donnerstagabend im Rahmen der Springer Galenus-Gala mit dem ersten Preis der Springer Charity Awards ausgezeichnet.

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Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2024 statt.

© David Samuel Vogt

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Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin ein - in freudiger Erwartung auf die Preisverleihung.

© David Samuel Vogt

Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.
Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.

© David Samuel Vogt

Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nö...
Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

© Marc-Steffen Unger

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Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medaille werden herausragende Arzneimittel-Innovationen und pharmazeutische Grundlagenforschung in Deutschland ausgezeichnet. Und mit dem Springer Charity Award wird ehrenamtliches Engagement geehrt.

© Marc-Steffen Unger

Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den rich...
Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den richtigen Raum.

© Marc-Steffen Unger

Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des ...
Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Springer Medizin Verlags.

© Marc-Steffen Unger

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Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von Pergamon-Preises, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, schickte eine Videobotschaft.

© David Samuel Vogt

Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom ...
Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom Helmholtz-Zentrum München. Professorin Marianne Dieterich (2.v.l) überreichte die Medaille im Namen der Jury.

© Marc-Steffen Unger

Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.
Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.

© David Samuel Vogt

20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury....
20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury. Mit 80 Jahren verabschiedete er sich nun aus seinem Amt. Natürlich nicht ohne Laudatio - diese hielt Fabian Kaufmann.

© Marc-Steffen Unger

Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche...
Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche Direktorin am Marienhospital Stuttgart, bei der Laudatio für die Preisträger.

© Marc-Steffen Unger

Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die...
Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die Vereine und Initiativen wichtigen Preisgeld einher. Insgesamt werden 60.000 Euro und zusätzlich ein Medienpaket ausgelobt.

© Marc-Steffen Unger

Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-...
Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-Hehn und Moritz Jägemann von der „Aktion Junge Suchtmedizin“.

© Marc-Steffen Unger

Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbi...
Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbildung ist: Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin.

© Marc-Steffen Unger

Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preis...
Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preisträger sowie Jury-Mitgliedern und Sponsoren.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.

© David Samuel Vogt

Psychische Erkrankungen treten oft bereits im Jugendalter auf. Leider vergehen häufig mehrere Jahre, bevor die Betroffenen Hilfe in Anspruch nehmen. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist das Stigma, das auf psychischen Erkrankungen und den davon betroffenen Menschen lastet. Vor allem jungen Menschen fällt es schwer, ihre Angst zu überwinden und sich einzugestehen, dass sie Unterstützung benötigen.

Dabei sei die größte Hürde das „Selbst-Stigma“, wie Caroline Lyle, Mit-Geschäftsführerin von „Irrsinnig Menschlich e.V.“ bei der Preisverleihung sagte. „Junge Menschen haben viel mehr Angst davor, ausgeschlossen zu werden, als Erwachsene.“ Zu Bedenken sei aber auch, dass gerade Kinder sehr intensiv wahrnähmen, worüber Erwachsene eben nicht sprechen. Stigmatisierung findet also häufig unterschwellig statt.

Problematisch sind zudem Soziale Medien: Die aktuellen Krisen seien für Kinder und Jugendliche dadurch sozusagen „live“ übers Smartphone erlebbar, erläuterte Nora Lucaciu, ebenfalls Geschäftsführerin des Vereins. „Dadurch fühlen sich Krisen sehr nah und mit dem eigenen Leben verbunden an.“ Die jüngeren Generationen bekämen dadurch außerdem das Gefühl, dass sie es schwieriger als ältere Generationen hätten.

Es geht darum, Mut zu machen

Der wirksamste Weg zur Überwindung von Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung ist daher die Kombination aus Information, Aufklärung und Kontakt zu anderen Betroffenen. Und genau dort setzt Irrsinnig Menschlich e.V. an: Der Verein thematisiert psychische Krisen, fördert die frühzeitige Erkennung und Akzeptanz von Unterstützung und adressiert damit eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung, die junge Menschen (8 bis 25 Jahre), ihre Lehrkräfte und ihre Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter betrifft.

Seit 2001 leistet Irrsinnig Menschlich mit seinem Programm „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ Pionierarbeit. Das Programm wurde mehrfach für gelungene und etablierte Prävention und Gesundheitsförderung ausgezeichnet. Schüler und ihre Lehrkräfte machen bei diesem eintägigen Programm lebendige und authentische Erfahrungen, die Mut machen, Schwierigkeiten zu überwinden und die Gemeinschaft zu stärken.

Als Tandem unterwegs

„Irrsinnig Menschlich“ arbeitet bei seinen Einsätzen stets in Tandems, bestehend aus fachlichen Expertinnen und Experten der Bereiche Prävention, Gesundheitsförderung und psychosoziale Versorgung sowie Expertinnen und Experten mit eigenen, persönlichen Krisenerfahrungen.

So wird das Thema seelische Gesundheit einerseits fachlich begleitet und bleibt andererseits greifbar, was zur Normalisierung der Thematik beiträgt. Zudem vernetzt der Verein Schulen und andere Bildungseinrichtungen mit regionalen Unterstützungsnetzwerken.

Historisch gesehen wächst jede Generation während (drohender) Krisen auf, sagt Manuela Richter-Werling, die „Irrsinnig Menschlich“ gegründet hat „Wir sind überzeugt, dass Menschen seltener depressiv werden, wenn sie Gefahren gemeinsam begegnen. Sie entwickeln eher Depressionen und Ängste, wenn sie sich isoliert fühlen, abgeschnitten, einsam und nutzlos“, sagt sie, und verknüpft diese Erfahrung mit einer klaren Botschaft: „Ein gutes Lebensgefühl entsteht immer dann, wenn wir alle das Leben im Hier und Jetzt mitgestalten können!“

Der erste Preis der Charity Awards ist mit 30.000 Euro und einem zusätzlichen Medienpaket dotiert. Geld, das der Verein gut gebrauchen könne, wie Lyle sagte. „Am Jahresende haben wir immer ein Haushaltsloch.“ An diesem Donnerstagabend würden sie und Nora Lucaciu sich aber die Hotelübernachtung sparen und direkt nach Leipzig zurückfahren. „Mit dem eingesparten Hotelgeld organisieren wir dann ein Team-Essen im Verein“, sagte sie. (eb)

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