Notfallambulanz

Fast jeder macht es, fast alle mit Verlust

Neun von zehn Krankenhäusern halten eine Notfallambulanz vor, obwohl die KV-Vergütung nicht reicht. Die Unterdeckung beläuft sich auf 900 Millionen Euro.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Schätzungsweise rund zwölf Millionen ambulante Notfälle haben Krankenhäuser mit den KVen im vergangenen Jahr abgerechnet.

BERLIN/DÜSSELDORF. Hochgerechnet 11,9 Millionen ambulante Notfälle haben die Krankenhäuser im vergangenen Jahr mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abgerechnet. Im gleichen Zeitraum belief sich die Zahl stationärer Fälle auf 19,5 Millionen. Im Durchschnitt subventionieren die Kliniken jeden ambulanten Notfall mit 80 Euro – insgesamt sind dabei Defizite von 900 Millionen Euro aufgelaufen, wie aus dem am Mittwoch vom Deutschen Krankenhaus-Institut in Düsseldorf veröffentlichten Krankenhaus-Barometer 2017 hervorgeht.

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Der Betrieb defizitärer Notfallambulanzen dürfte damit zumindest einen Teil der ökonomischen Schieflage der Krankenhäuser in Deutschland erklären, von denen knapp 29 Prozent mit Verlust arbeiten.

Knapp 87 Prozent der im Rahmen des Barometers befragten Kliniken betreiben Notfallambulanzen, 79 Prozent der kleineren Häuser, 97 Prozent der mittelgroßen Kliniken. In immer mehr Krankenhäusern – inzwischen 45 Prozent – ist die Ambulanz zentral unter eigenständiger fachlich unabhängiger ärztlicher Leitung organisiert.

Krankenhausärzte haben häufig eine Mehrfachbelastung –neben der Aufrechterhaltung der Versorgung in der Notfallambulanz übernehmen sie auch Tätigkeiten in anderen Bereichen des Krankenhauses. 17 Prozent der Kliniken gaben an, dass Ärzte, die in der Ambulanz arbeiten, keiner weiteren Tätigkeit nachgehen. Je größer das Krankenhaus, desto größer der Anteil der Ärzte, die ausschließlich in der Ambulanz tätig sind.

Nach Hochrechnungen des Krankenhaus-Instituts sind im vergangenen Jahr 11,9 Millionen ambulante Notfälle mit den KVen abgerechnet worden. Auf den Durchschnitt aller Krankenhäuser heruntergebrochen sind dies pro Jahr 10.500 Fälle. Die Fallzahlen hängen aber stark von der Klinikgröße ab und variieren im Durchschnitt zwischen 6109 bei kleineren Häusern mit bis zu 299 Betten und knapp 22.000 bei Großkliniken über 600 Betten.

Ein Blick auf die Fallzahlen kleinerer Häuser erklärt zumindest einen Teil der Defizite: Bei diesem Kliniktyp liegt die tägliche Fallzahl zwischen 11,2 im unteren und 27,7 im oberen Quartil.

Pro Fall erzielen die Kliniken 34,60 Euro (Medianwert) in einer Variation zwischen knapp 30 und gut 40 Euro für das untere und obere Quartil. Die Größe der Klinik hat nur geringen Einfluss auf die Höhe des Fallwerts. Dem stehen aber bei allen Kliniktypen Kostenniveaus gegenüber, die in keinem Fall gedeckt werden können. Am günstigsten schneiden mittelgroße Krankenhäuser ab, die auf einen Subventionsbedarf von 60 Euro im Median kommen, am schlechtesten kleinere Krankenhäuser, bei denen die Unterdeckung 84 Euro pro Fall erreicht.

Auffällig ist, dass die Ambulanzen nicht nur am Wochenende, sondern fast in gleichem Ausmaß auch an Werktagen in Anspruch genommen werden.

Kliniken 2016

  • Knapp 29 Prozent der Krankenhäuser weisen einen Verlust aus.
  • Auf 900 Millionen Euro beläuft sich der Subventionsbedarf für Notfallambulanzen.
  • Zwischen 11,2 und 27,7 Notfälle behandeln kleinere Kliniken bis 300 Betten pro Tag.

Lesen Sie dazu auch: Krankenhaus-Barometer: 60 Prozent der Kliniken 2016 mit Gewinn

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