Forschungsministerin zieht die Spendierhose an
Die Menschen sollen die Früchte der Forschung schneller ernten, verspricht Annette Schavan. Dafür gibt´s Milliarden.
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Prof. Dr. Annette Schavan, CDU, Bundesministerin für Bildung und Forschung
© Reiner Zensen / imago
BERLIN (af). Forschungsergebnisse schneller als heute in die medizinische Regelversorgung zu bringen: Das ist das Ziel des neuen Rahmenprogramms Gesundheitsforschung der Bundesregierung. Das Kabinett hatte erst kürzlich grünes Licht dafür gegeben. 5,5 Milliarden Euro investiert das Forschungsministerium in den kommenden vier Jahren in die Vernetzung von Forschungseinrichtungen in und außerhalb der Universitäten sowie in die Gesundheitswirtschaft (wir berichteten kurz).
500 Millionen Euro fließen direkt in die neuen Zentren für Gesundheitsforschung. Bereits genehmigt sind die Zentren für Neurodegenerative Erkrankungen und Diabetes in Bonn und München. In diesem Jahr sollen das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung, das Konsortium für Translationale Krebsforschung, das Zentrum für Infektionsforschung und das Zentrum für Lungenforschung hinzukommen, kündigte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Mittwoch in Berlin an. Die Förderungen erfolgten weitgehend aus "frischem Geld", sagte Schavan. Das Rahmenprogramm werde nicht auf Kosten bisheriger Investitionen finanziert.
Weitere Schwerpunkte des Programms sollen die individualisierte Medizin, die Präventions- und Ernährungsforschung, die Versorgungsforschung und die Förderung weltweiter Zusammenarbeit von Gesundheitsforschern bei der Bekämpfung seltener Krankheiten in Entwicklungsländern sein.
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), dessen Ressort das Rahmenprogramm inhaltlich unterstützt, kündigte an, dass die zu erwartenden Produkt- und Prozessinnovationen streng auf ihren Nutzen für die Menschen hin untersucht würden. Profitieren soll auch die Gesundheitswirtschaft. In der Entwicklung pharmazeutischer Produkte und in der Medizintechnik vermuten Rösler und Schavan große ungenutzte Potenziale, die es zu heben gelte.
Professor Ulrich Dirnagl sieht in dem Programm die Chance, die Phase des Transfers von der Theorie in die Praxis bei Medizinprodukten, die heute bis zu 30 Jahre dauert, auf im Schnitt fünf Jahre zu senken.