Gröhes Fazit
"Gesundheit muss global gedacht werden"
Vier Tage lang reisten zwei Bundesminister ins Ebola-Krisengebiet nach Westafrika. Herausgekommen ist ein 200 Millionen Euro schweres Hilfspaket und ein Appell für mehr internationale Verantwortung.
Veröffentlicht:BERLIN. Deutschland will Liberia mit 37 Millionen Euro dabei helfen, die durch die Infektionskrankheit Ebola ausgelöste Krise zu bewältigen.
Das hat nach Informationen des "Deutschlandfunks" der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit Gerd Müller (CSU) vor einem Gespräch mit Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf angekündigt.
Etwa zwölf Millionen Euro sollen für den Aufbau des Gesundheitssystems bereit gestellt werden.
Deutschland hat den von der Ebola-Epidemie am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia bereits 195 Millionen Euro an Hilfen zukommen lassen.
Das Geld soll unter anderem für den Aufbau einer Task Force aus Ärzten und Technikern verwendet werden.
"Der Ebola-Ausbruch hat einmal mehr gezeigt, dass Gesundheit global gedacht werden muss", sagte Gröhe.
Lob von "Ärzte ohne Grenzen"
Die internationale Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat begrüßt, dass die Bundesregierung "in Zukunft schnell abrufbare medizinische Kapazitäten" bereitstellen wolle.
Damit ziehe die Regierung Konsequenzen aus ihrer verspäteten und unzureichenden Reaktion auf den Ebola-Ausbruch im vergangenen Jahr.
"Solche medizinischen Notfallteams müssen effizient arbeiten, international koordiniert und vor allem sofort einsetzbar sein", sagte der Vorsitzende der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, Dr. Tankred Stöbe der "Ärzte Zeitung".
Ob die von Gröhe geplante "Weißhelm-Truppe" dies leisten könne, hänge von der konkreten Ausgestaltung ab. Bisher sei dies noch nicht nachvollziehbar. Weiße Helme wollen die Krisenmediziner von Ärzte ohne Grenzen auf keinen Fall tragen.
Die Einsatztruppe brauche humanitäre Kompetenz und medizinische Erfahrung, aber keine Helme, sagte Stöbe.
Der Leiter der für Ebola zuständigen Projektabteilung von "Ärzte ohne Grenzen" in Brüssel, Brice de le Vingne, mahnte als wichtigste Maßnahme in der abklingenden Epidemie nun die "epidemiologische Überwachung" an.
Dazu müssten die Kontaktpersonen von Infizierten gesucht und untersucht werden. In den betroffenen Ländern herrsche gegenüber solchen Maßnahmen jedoch großes Misstrauen in der Bevölkerung.
Noch immer gibt es Neuinfektionen in Westafrika. Seit dem Ausbruch der Epidemie mit dem hämorrhagischen Fieber im Dezember 2013 sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 10.000 Menschen gestorben.
Mehr als 25.000 Infizierte wurden gezählt. Die Dunkelziffer wird als sehr hoch eingeschätzt.
Hilfe kommt möglicherweise auch von anderer Seite. Mehrere Pharmaunternehmen berichten von aussichtsreichen Erprobungen von Ebola-Vaczinen.
Kritik an Entsorgung von giftigem Elektroschrott
Bei der Besichtigung einer Schrotthalde am Rande der ghanaischen Hauptstadt Accrahat hat Entwicklungsminister Müller während der Afrika-Reise zudem die Entsorgung von Elektronikschrott aus Deutschland und Europa in Afrika scharf kritisiert.
Müller sagte: "Das ist die größte Elektronikschrottmüllhalde der Welt. Die meisten bei uns in Europa ausrangierten Elektronikgeräte kommen hierher - auch aus Deutschland - legal und illegal. Mit größten Problemen für die Umwelt und für die Menschen werden sie entsorgt."
Weltweit entstehen jährlich 50 Millionen Tonnen Elektromüll. Nach seinen Informationen arbeiten und leben auf den Müllhalden bis zu 20.000 Kinder, die den zum Teil hochgiftigen Dämpfen schutzlos ausgesetzt sind.
Müller kündigte an, mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über das Problem zu reden, um etwaige Schlupflöcher für die Elektroindustrie zu schließen.
Den Angaben zufolge werden zwei Drittel des weltweiten Elektronikschrotts nach Afrika verschifft.
Ein Teil dieser ausgedienten Handys, Computer oder Fernseher kommt auf Schiffen aus Deutschland, anderen Ländern Europas oder den USA nach Ghana und Nigeria.
Die Einheimischen schlachten den Schrott aus. Vor allem die seltenen Metalle werden zum Teil wieder aufgearbeitet.
Die ghanaische Regierung hat bislang wenig gegen diese Müllhalden unternommen.(mit Material von dpa)