"Gesundheitsfördernd" - keine Werbung ohne Nachweis

Wer bei der Werbung für ein Produkt die Gesundheitsförderung anspricht, muss diese belegen.

Veröffentlicht:
Auf Nahrungsergänzungsmitteln darf nur mit der gesundheitsfördernden Wirkung geworben werden, wenn sie belegt ist.

Auf Nahrungsergänzungsmitteln darf nur mit der gesundheitsfördernden Wirkung geworben werden, wenn sie belegt ist.

© INSADCO / imago

FRANKFURT/MAIN (dpa/maw). Mit der gesundheitsfördernden Wirkung eines Nahrungsergänzungsmittels darf nur geworben werden, wenn diese wissenschaftlich bewiesen ist. Das geht aus einem am Donnerstag bekannt gewordenen Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt hervor.

Darin vertritt das Gericht die Auffassung, bei gesundheitsbezogenen Aussagen bestehe die Gefahr, dass der Verbraucher darauf vertraue und daher ärztlichen Rat nicht oder zu spät suche.

Das Urteil könnte auch Ärzte betreffen, die Nahrungsergänzungsmittel anbieten, etwa in einem praxisparallelen Zentrum.

Mit dem Urteil wird einem Unternehmen, das getrocknetes Pilzpulver vertreibt, verboten, mit gesundheitsbezogenen Aussagen zu werben.

Die Firma hatte unter anderem damit geworben, dass das Pulver einer gesunden Verdauung und einem stabilen Immunsystem sowie einem gesunden Kreislauf dient.

Studiennachweise gefordert

Nach Feststellung des Gerichts war keine dieser Aussagen belegt. Die Richter forderten, dass die gesundheitsfördernde Wirkung beispielsweise in Studien, die nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt wurden, nachgewiesen wird.

Das OLG verwies außerdem darauf, dass auch das europäische Recht Werbung mit nicht erwiesenen medizinischen Wirkungen verbietet.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Frage, welche Anforderungen an gesundheitsbezogene Angaben zu stellen sind, ließ das OLG die Revision zum Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe zu.

Der BGH solle auch darüber entscheiden, ob sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg mit der Sache befassen soll.

Az.: 6 U 174/10

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zentrale EU-Zulassung

EMA-Ausschuss spricht sieben positive Empfehlungen aus

Welche Endpunkte sind patientenrelevant?

Patientenrelevanz: Ein Kommentar aus juristischer Sicht

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 25.02.201220:43 Uhr

Werbung

Gesundheitsbezogene Werbung ist im Lebenmittelrecht seit ewigen Zeiten schon verboten. Warum nicht auch bei den sog. Nahrungs-Ergänzungsmitteln?
Wir wissen alle, daß diese Mixturen i.d.R. bei einer nicht einseitigen und vollwertigen Ernährung unter unseren Lebensbedingungen überflüssig sind und evtl. nur noch den Organ-Stoffwechsel zusätzlich belasten.
Die Werbung verspricht also positive (Zusatz-)Wirkungen, die sie mit dem teuren Produkt überhaupt nicht erbringen kann.
In Einzelfällen, z.B. bei Vitaminen und Proteinen, dürfte sogar die Gefahr der Überdosierung bestehen.
Danach ergibt sich für mich außerdem die Frage, ob man die Werbung für Arzneimittel ebenfalls untersagen sollte und die Kauf- und Einnahme-Empfehlung von verordnungsfreien Wirkstoffen alleine dem Arzt überlassen sollte?
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Versorgung von Privatpatienten

PKV-Vergütung bringt Praxen knapp 74.000 Euro zusätzlich

Lesetipps
Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter