Studie zur Suche nach Gesundheitsinformationen

Gesundheitskompetenz in Frankreich: Wenn Dr. TikTok den Arzt ersetzt

Auch in Frankreich ist es um die Gesundheitskompetenz vieler Menschen nicht zum Besten gestellt. Laut einer neuen Studie sind Nutzer von sozialen Netzwerken überdurchschnittlich häufig offen für Gesundheits-Geschwurbel.

Veröffentlicht:
Smartphone mit Nachrichten-, Social Media- und Video-Apps

Suche nach Gesundheitsinformationen in sozialen Netzwerken: Wer darauf baut, landet nach einer neuen Studie in Frankreich besonders häufig im evidenzfreien Abseits.

© Patrice Masante / MAXPPP / dpa / picture alliance

Paris. Wer sich in Frankreich vorwiegend über soziale Netzwerke über Gesundheit informiert, weist eine geringere Gesundheitskompetenz auf als Personen, die ärztlichen Rat suchen oder sich beispielsweise via Zeitung informieren. Deren Risiko, eine ihrer Gesundheit abträgliche Entscheidung zu treffen, ist geringer, heißt es in einer Studie, die vor Kurzem von der französischen Medizinischen Akademie und der Stiftung Descartes, die sich mit Desinformation und Informationsmanipulation beschäftigt, veröffentlicht wurde. Der Autor Laurent Cordonier macht darin deutlich, wie riskant gesundheitsbezogene Fakenews in sozialen Netzwerken für die Nutzer sein können.

Lesen sie auch

Für die Studie sind im Juli dieses Jahres 4.000 Personen über 18 Jahre in Frankreich zur Nutzung sozialer Netzwerke bei Gesundheitsthemen befragt worden, laut Angaben ein repräsentatives Panel der Gesamtbevölkerung in Frankreich. Wer sich vor allem auf Facebook und Co. verlässt, hat in der Regel nicht nur einen schlechteren Informationsstand als andere Gruppen, sondern zeigt auch überdurchschnittlich häufig kritische Distanz zur klassischen Schulmedizin.

Befragt wurden die Probanden zu vier Gesundheitsthemen, nämlich Krebsprävention, Lebensmittel, Impfungen und rund um Corona. Personen, die angaben, überwiegend soziale Netzwerk zu nutzen, meinen häufiger als andere Gruppen, dass man mittels Zitronen Krebs vorbeugen könne oder dass Schokolade gegen Depressionen hilft.

Kritisch gegenüber Impfungen, offen für Esoterisches

Diese Gruppe fürchtet sich häufiger als andere vor elektromagnetischen Feldern und Mobilfunkstrahlung. Verbreiteter als in anderen Bevölkerungsgruppen ist auch die Ansicht, Impfungen könnten gefährlich oder völlig nutzlos sein. In dieser Gruppe ist die Zahl der Personen überdurchschnittlich hoch, die schon einmal eine ärztliche Behandlung aus eigener Initiative abgebrochen haben, insbesondere, um alternative Behandlungsansätze auszuprobieren.

Die starken Nutzer von sozialen Netzwerken zeigen sich überdurchschnittlich offen für esoterische Konzepte und folgen häufiger als andere Probanden Verschwörungs- und Komplotttheorien in der Medizin. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Lesen sie auch

Besonders anfällig für solche Theorien sind laut Studie Nutzer des Videoportals TikTok. Deren Nutzer haben bereits zwei Mal häufiger eine Impfung abgelehnt als der Durchschnitt der Studienteilnehmer. Eine ähnlich hohe Skepsis gegenüber der Schulmedizin zeigte sich bei denen, die YouTube-Videos für Gesundheitsfragen zu Rate ziehen.

Am anderen Ende der Skala der Gesundheitskompetenz befinden sich laut Autor Personen, die insbesondere mit Ärztinnen und Ärzten über Gesundheitsthemen sprechen und sich beispielsweise über Zeitungsberichte informieren. (DDB)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zentrale EU-Zulassung

EMA-Ausschuss spricht sieben positive Empfehlungen aus

Bericht von EU-Behörde

Europa verfehlt Teilziele im Kampf gegen HIV und Hepatitis

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: CFTR-Funktion und klinischer Phänotyp: Die klinischen Symptome der Mukoviszidose nehmen mit Zunahme der CFTR-Funktion ab.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [12]

Mukoviszidose

Biomarker der CFTR-Funktion korrelieren mit klinischen Endpunkten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Koalitionsvertrag im Pädiatrie-Check: „Man zeigte sich stets bemüht“

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?