Vorstandsbeschluss
Grünen-Fraktion setzt auf Primärversorgungszentren
Ländliche Räume bedürfen laut Grünen-Bundestagsfraktion mehr Unterstützung – etwa bei der Daseinsvorsorge. Einen Hebel dafür hat man ausgemacht – und der biete auch jungen Ärzten Chancen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Grünen-Bundestagsfraktion hat einen stärkeren Fokus auf die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Räumen angemahnt. Die in der öffentlichen Debatte oft vereinfachende Gegensätzlichkeit von Stadt und Dorf habe eine „Unwucht“, so der Fraktionsvorstand.
Tatsächlich lebten die meisten Menschen in Deutschland weder in Großstädten noch in Dörfern, „sondern in den Klein- und Mittelstädten in ländlichen Räumen“. Deshalb verdienten ländliche Räume mehr Unterstützung – etwa beim Ausbau der Infrastruktur, bei gesellschaftlicher Teilhabe oder bei der Daseinsvorsorge.
„Rückzug der stationären Versorgung“
Letztere umfasst bekanntlich auch die medizinisch-pflegerische Versorgung vor Ort. In einem Vorstandsbeschluss der Grünen-Fraktion heißt es dazu, das bisherige fallpauschalen-basierte Finanzierungssystem in den Krankenhäusern habe einen „Rückzug der stationären Versorgung aus der Fläche“ bewirkt. Dies habe sich auch negativ auf das Angebot an Facharztpraxen oder Nachsorgehebammen ausgewirkt.
Bestehende Fehlanreize hätten insbesondere die Versorgung in ländlichen Räumen gefährdet. Mit der von Bund und Länder geplanten Krankenhausreform sollten „falsche ökonomische Anreize“ überwunden und die Zukunft „vieler Häuser“ auf dem Land gesichert werden, heißt es in dem Beschluss.
Klausurtagung auf Schloss Meseberg
SPD will mehr ambulante Versorgung und Gesundheitsbaukästen für die Regionen
Alle Menschen in Deutschland müssten sich, unabhängig vom Wohnort, „wieder“ auf eine „gute und erreichbare medizinische Versorgung“ verlassen können. Einen Ansatz, dem gerecht zu werden, sehen die Grünen in sogenannten Primärversorgungszentren.
„Kurze Wege für die Patienten“
Deren Aufbau werde mit dem geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungs-Gesetz derzeit vorbereitet. Idee der Zentren sei, dass dort Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Therapeutinnen und Therapeuten unter einem Dach zusammenarbeiteten und nach Möglichkeit „für kurze Wege“ für die Patienten sorgten.
Ein weiterer Vorteil sei: Junge Allgemeinmediziner und Fachärzte müssten dann in dünner besiedelten Regionen nicht mehr als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer das gesamte wirtschaftliche Risiko schultern, argumentiert die Grünen-Fraktionsspitze.
Pflaster draufgeklebt
Was das neue Pflegegesetz regelt – und was Kritikern darin zu kurz kommt
Zugleich will die Fraktion neue Berufsbilder in der Versorgung wie etwa die Community Health Nurse stärken. Mit dem im Juni verabschiedeten Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG) habe die Ampelkoalition bereits ein Programm für Quartiersprojekte auf den Weg gebracht. „Damit helfen wir Kommunen, Unterstützungsstrukturen für die Pflege vor Ort auszubauen.“ (hom)