Innovationsfonds
Hecken will Fondsmittel für den GBA
Wie ist die Lebensqualität von Patienten unter Chemotherapie? Der GBA will dazu eine Messmethode entwickeln lassen - mit Mitteln aus dem geplanten Innovationsfonds.
Veröffentlicht:BERLIN. Der von der großen Koalition geplante Innovationsfonds treibt die Akteure des Gesundheitswesens um. Jetzt hat der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschuss, Josef Hecken, einen Vorschlag unterbreitet.
Mittel des Fonds könnten zum Beispiel dazu eingesetzt werden, zu messen, ob eine Krebstherapie nicht nur das Leben verlängere, sondern ob sie auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen könne. Hier sei anwendungsorientierte Forschung nötig, sagte Hecken beim Cognomed Branchentreff Onkologie in Berlin.
Daten zur qualitativen Verträglichkeit von Krebstherapien am Lebensende würden in aller Regel nicht vorgelegt und flössen daher mit wenigen Ausnahmen auch nicht in die Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) ein.
"Da sehe ich eine ganz große Schwäche", sagte Hecken. Im Augenblick lasse sich der Methodenstreit in der Wissenschaft nicht auflösen, ob sich Lebensqualität unter diesen Umständen messen lasse, oder ob das Messen von Schmerzen und Fatigue dies nicht mit erfasse.
Fachgesellschaften, das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und der GBA sollten überlegen, wie man sich in der Zukunft auf eine Methodik verständigen könnte, wie der Parameter Lebensqualität abgebildet werden könne.
Chemotherapien schwer in ein messbares System pressbar
"Das ist eine der großen Hoffnungen, die ich in den Innovationsfonds setze", sagte Hecken. Da der Fonds in den kommenden Jahren mit 1,2 Milliarden Euro aus Versichertengeldern gespeist werden solle, wünsche er sich ein zügigeres Vorgehen des Gesetzgebers in diesem Punkt.
Der Koalitionsvertrag legt fest, dass der GBA die Kriterien für die Vergabe der Fondsmittel erarbeiten soll. 75 Millionen Euro im Jahr sollen in die Versorgungsforschung fließen. Hecken kündigte an, dass er dieses Geld für anwendungsorientierte Forschung ausgeben wolle.
Der GBA verfüge damit über Mittel, um gemeinsam mit den Fachgesellschaften und den Unternehmen eine Methodik zur Messung von Lebensqualität wenige Monate vor dem Ende des Lebens des Patienten entwickeln, die besser sei als Patientenfragebögen.
Die Ärzte seien jeden Tag damit konfrontiert, diese Fragen mit den Patienten abzuwägen, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen, Professor Stephan Schmitz.
Professor Manfred Dietel von der Charité wies darauf hin, dass Chemotherapien unterschiedlich vertragen würden und deshalb schwer in ein messbares System zu pressen seien. Zudem würden die Begleittherapien zur Linderung der Folgen von Chemotherapien ständig besser.
Zweifel äußerte auch Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. Kein Arzt zwinge den Patienten zur Chemotherapie, wenn der abwinke und sage, er wolle nicht mehr.