Vivantes und Charité

Hornhautspende - ein Berliner Erfolgsmodell

Eine Zusammenarbeit nach Maß: Vivantes und Charité kooperieren seit November 2014 - und schon ist die Zahl der Hornhautspenden deutlich gestiegen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

BERLIN. Mehr Gewebespenden für Berlin bringt eine neue Kooperation zwischen den beiden großen Berliner Kliniken Vivantes und Charité. Seit dem Beginn der Zusammenarbeit der größten Uniklinik Europas und des größten kommunalen Krankenhauskonzerns in Deutschland hat sich die Zahl der Hornhautspenden in Berlin vervielfacht.

Zwischen zwei und sieben Hornhautspenden pro Monat verzeichnete Vivantes von Januar bis Oktober 2014 nach Angaben des leitenden Vivantes-Pathologen Professor Hermann Herbst.

Seit die Kooperation im November begonnen hat, stieg die Zahl dagegen Herbst zufolge auf meist mehr als 20 Hornhautspenden pro Monat, mitunter sogar über 30.

"Abläufe vereinfacht"

"Die Steigerungen wurden durch bessere Informationen ermöglicht", sagte Herbst der "Ärzte Zeitung". Er versichert, dass die Informationen sorgfältig behandelt werden und auch der Datenschutz bei der Kooperation gewährleistet ist.

Herbst betrachtet die Kooperation als Win-Win-Situation für alle Beteiligten. "Die Abläufe sind deutlich vereinfacht", sagt er. Vor allem profitierten durch das Projekt Patienten, deren Erblindung durch die Hornhaut-Übertragung verhindert werden kann.

Für die Kooperation wurde eine Gewebespenden-Koordinatorin in der Vivantes-Pathologie eingesetzt. Sie fragt bei Sterbefällen auf den Stationen nach, ob ein Verstorbener oder seine Angehörigen sich ausdrücklich gegen eine Gewebespende ausgesprochen hätten.

Ist dies nicht der Fall, übernimmt die Koordinatorin auch die Angehörigengespräche und die Verwaltungsarbeit, die im Zusammenhang mit Gewebespenden anfällt.

Die Zusammenarbeit von Charité und Vivantes umfasst die Spendergewinnung, die Entnahme der Gewebespenden und die Herstellung, Aufbereitung und Lagerung von Gewebetransplantaten. Liegt das Einverständnis der Spender vor, dann werden Gewebeentnahmen in der Gewebebank der Charité auch zu Forschungszwecken untersucht.

Augenhornhaut, Herzklappen und Haut

Die Gewebebank der Charité zählt nach Angaben der Kooperationspartner zu den wenigen vollumfänglichen Gewebebanken in Deutschland mit universitärem Anschluss. Sie ist seit 1998 Mitglied der "European Association of Tissue Banks" und besitzt eine Vielzahl von Kooperationsvereinbarungen mit Krankenhäusern der Region.

Zu den Gewebespenden gehören neben Augenhornhäuten auch Herzklappen, Blutgefäße und Haut. Aus Spenden bei Operationen werden zudem Knochen, Sehnen und Bänder gewonnen.

Die Hornhauttransplantate machen jedoch einen Großteil der Gewebespenden aus. In Berlin erhalten pro Jahr rund 500 Patienten eine neue Hornhaut. Die Gewebebank von Charité und Vivantes kann jährlich etwa 400 Hornhäute vermitteln.

Manche davon gehen auch in brandenburgische Augenkliniken. Doch der Bedarf in der Region ist insgesamt nach Angaben der Kooperationspartner ungefähr doppelt so hoch.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Sinnvolle Investition

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