Kommentar zur Serie „Ehrenpflegas“
Im Slang der Straße verheddert
In sozialen Medien für Pflege zu werben, ist richtig. Dennoch sollte Familienministerin Franziska Giffey die „Ehrenpflegas“ aus dem Netz nehmen und ein neues Drehbuch schreiben.
Veröffentlicht:Mit der Webserie „Ehrenpflegas“ hat Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sich und der Pflegeprofession einen Bärendienst erwiesen. „Ich verstehe den Ansatz, aber mag die Umsetzung nicht“: So reagiert eine Pflegefachkraft auf die Clips und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Wer junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern will, muss das heute auch in sozialen Medien tun. Und er muss es mit einer Sprache und in Bildern tun, die junge Menschen ansprechen und in ihrer Lebenswelt abholen. Eine Prise Leichtigkeit und Humor darf da gerne beigemischt werden. Denn auch das zeichnet – neben hoher Fachlichkeit und großer Ernsthaftigkeit – die Arbeit von Pflegeprofis in Kliniken, Heimen und Pflegediensten aus.
Klischees statt Realität
So gesehen macht „Ehrenpflegas“ viel richtig. Dennoch gleitet die Serie an zu vielen Stellen das alte und leidige Klischee ab, wonach jede und jeder pflegen kann, so er nur zwei flinke Hände und das Herz am rechten Fleck sitzen hat. Das aber geht an der Pflegerealität meilenweit vorbei. Denn es braucht mehr als Fleiß und Empathie, um schwer und chronisch kranke oder multimorbide Patienten zu pflegen.
Davon ist in „Ehrenpflegas“ kaum etwas zu sehen oder zu hören. Der Verweis des Familienministeriums auf 3,5 Millionen Klicks ändert daran wenig. Ein Klick ist noch keine Entscheidung für einen Ausbildungsplatz.
Ministerin Giffey, die im Rahmen der „Konzertierten Aktion Pflege“ als engagierte Fürsprecherin der Pflege aufgefallen ist, sollte die „Ehrenpflegas“ daher aus dem Netz nehmen und ein neues Drehbuch schreiben. Die Fachleute an den Betten, die wissen, was junge Menschen in der Pflegeausbildung erwartet, stehen als Stichwortgeber gerne bereit.
Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com