Termin-Engpässe

Immer mehr "Langwarter" seit 2006

Ein tieferer Blick in die Versichertenbefragungen der KBV gibt Aufschluss darüber, wie sich Wartezeiten verändert haben - und wie diese von den Versicherten wahrgenommen werden.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

BERLIN. Seit 2006 ist der Anteil der Versicherten, die länger als drei Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten, von elf auf 24 Prozent gestiegen. Das geht aus den Versichertenbefragungen der KBV hervor. Sie hat dafür zuletzt knapp 6100 Bürger befragen lassen.

Vergleicht man die Untersuchungen (2006, 2008, 2010, 2011, 2013 und 2014), dann zeigt sich, dass der Anteil der Versicherten (gesetzlich und privat), die bis zu einer Woche auf die Facharzt-Konsultation warten, bei 14 Prozent stabil geblieben ist.

Eine interaktive Grafik (siehe unten) macht anschaulich, wie sich die Anteile der Betroffenen je nach Wartezeit in den vergangenen acht Jahren verschoben haben. Weitgehend konstant ist auch der Anteil derer, die sich bis zu drei Wochen gedulden müssen: Seit 2008 schwankt dieser Wert um 20 Prozent. Nur zwischen 2006 und 2008 hat es einen Anstieg in dieser Gruppe von 13 auf 21 Prozent gegeben.

Mit 13 Prozentpunkten am stärksten zugelegt hat dagegen die Gruppe, die länger als drei Wochen wartet: Bei der ersten Befragung 2006 bekundeten noch elf Prozent, sie müssten entsprechend lange warten. Seit 2008 ist dieser Wert langsam von 18 auf 21 Prozent gestiegen.

Zwischen 2013 und 2014 ergibt sich nochmals ein Zuwachs von drei Punkten, sodass zuletzt fast jeder vierte Befragte länger als drei Wochen auf den Facharzttermin warten musste. Nicht differenziert wird bei dieser Abfrage zwischen privat und gesetzlich Versicherten.

Tatsächlich dürfte unter den GKV-Versicherten der Anteil der "Langwarter" noch größer sein. Denn unterscheidet man nicht zwischen Haus- und Fachärzten, sondern nur nach dem Versichertenstatus, so ist der Unterschied signifikant: Der Anteil der Befragten, die mehr als 21 Tage sich gedulden müssen, beträgt bei GKV-Patienten 13, bei PKV-Patienten fünf Prozent.

Bei Hausärzten stellt sich das Thema im Vergleich zu Fachärzten sehr entspannt dar. So warten lediglich vier Prozent der Befragten länger als drei Wochen auf eine Konsultation beim Hausarzt, bei Fachärzten ist es fast jeder vierte Befragte.

Über die Jahre hinweg zeigen sich in der Analyse auch Konjunkturen in der Klage über Wartezeit durch die Befragten. Beispiel Wartezeit bis zu einer Woche: 14 Prozent derer, die sich im Jahr 2006 beschwerten, war diese Frist bereits Anlass für eine Klage.

Im Jahr 2010 war dieser Anteil dann auf zehn Prozent gesunken. Zuletzt (2014) waren es nur noch acht Prozent, die sich über eine Wartezeit von bis zu sieben Tagen beklagten.

Bei einer Wartezeit von bis zu drei Wochen variiert die Wahrnehmung der Versicherten: 37 Prozent bezeichneten im Jahr 2006 diese Frist als zu lange. Vier Jahre später war dieser Wert auf 18 Prozent gesunken. In der jüngsten Befragung (2014) ist 19 Prozent der Versicherten die Drei-Wochen-Frist Anlass zur Klage gewesen.

Ingesamt zeigt sich: Die mediale Debatte über Wartezeiten hat seit 2006 an Intensität gewonnen. Zugleich tolerieren die Versicherten, wie das Beispiel zeigt, bestimmte Wartezeiten eher als noch vor acht Jahren.

Unterdessen hat der Hartmannbund sich verärgert über die Wartezeiten-Diskussion gezeigt und diese als "oberflächliche Scheindebatte" kritisiert.

Der HB-Vorsitzende Dr. Klaus Reinhardt rief stattdessen dazu auf, "die Versorgung im Sinne von Patienten und Ärzten grundsätzlich neu zu organisieren".Dies schließe einen Dialog darüber ein, in welchem Ausmaß nicht notwendige Arzt-Patienten-Kontakte zur Steigerung von Fallzahlen beitrügen.

Reinhardt bezeichnet es als richtig, neu über "pragmatische und intelligente Steuerungsinstrumente beim Zugang zu ärztlichen Leistungen nachzudenken".

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