Diskussion um Impfpflicht
Immer mehr Masernfälle
609 Masernfälle gibt es mittlerweile in Berlin. Auch europaweit steigen die Infektionszahlen - die WHO ist besorgt. In Deutschland geht die Diskussion um eine Impfpflicht weiter.
Veröffentlicht:BERLIN/NEU-ISENBURG. In der Debatte um eine Impfplicht bei Masern hat die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche vor vorschnellem Handeln gewarnt.
"Wir haben alle notwendigen Strukturen, aber diese müssen dringend verbessert werden. Dann benötigen wir keine Impfpflicht", erklärte die Gesundheitsexpertin im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Sie verwies vor allem auf das System der Kinder-Untersuchungen sowie die Impfberatungen, die dort stattfinden sollen. Auch sei es die Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Aufklärungsarbeit vor Ort zu leisten.
Dazu gehöre auch die Beratung in Flüchtlingsunterkünften. "Aber leider findet oft keine Impfberatung durch den Gesundheitsdienst statt", so Schulz-Asche.
Gesundheitsausschuss befasst sich mit Impfpflicht
Auch der Gesundheitsausschuss des Bundestages beschäftigte sich in seiner Sitzung am Mittwoch mit einer möglichen Impfpflicht. Nach Angaben von Abgeordneten verwies die Bundesregierung in einem Bericht auf die Änderungen im Präventionsgesetz.
Dort heißt es unter dem Punkt "Förderung des Impfwesens": "Die Überprüfung und Beratung in Bezug auf den Impfstatus wird als Bestandteil der Gesundheitsuntersuchungen für Erwachsene und der Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche konkretisiert."
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Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sieht eine Impfpflicht als das letzte Mittel, um eine Masern-Ansteckungswelle wie derzeit in Berlin zu stoppen.
Er halte eine solche Maßnahme für "rechtlich nicht ausgeschlossen", sagte der SPD-Politiker der Zeitung "Bild". Sie sollte aber letztes Mittel sein.
"Wer nicht impft, gefährdet unser aller Gesundheit und Leben. Wir sollten jetzt alles tun, um aufzuklären", fügte Maas an.
Unterdessen meldete das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin, dass seit Wochenbeginn 40 neue Masern-Erkrankungen gemeldet wurden. Damit stieg die Zahl der Fälle bis Mitte der Woche auf insgesamt 609.
Jeder Vierte erkrankte so schwer, dass er im Krankenhaus versorgt werden musste. Betroffen seien vor allem Erwachsene zwischen 30 und 45. Die WHO meldete für Europa mehr als 22.000 Menschen, die sich seit Januar 2014 mit Masern angesteckt haben. (bee/dpa)