Bundeswehr

Immer mehr traumatisierte Soldaten

Sie waren im Auslandseinsatz, haben Tod, Verletzung, Zerstörung erlebt. Der Zusammenbruch kommt oft erst Jahre später. Die Zahl der deutschen Soldaten mit psychischen Erkrankungen steigt.

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Viele Soldaten kehren traumatisiert von Einsätzen zurück.

Viele Soldaten kehren traumatisiert von Einsätzen zurück.

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BERLIN. Nach dem Truppenabzug aus Afghanistan ist die Zahl der im Auslandseinsatz traumatisierten Soldaten im vergangenen Jahr noch einmal deutlich gestiegen.

Nach Angaben der Bundeswehr wurden 2014 insgesamt 431 Soldaten nach dem Auslandseinsatz wegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) behandelt. In 204 Fällen handelte es sich um Neuerkrankungen, das sind 55 mehr als im Vorjahr.

Daneben registrierte die Bundeswehr weitere 214 Soldaten mit anderen psychischen Erkrankungenwie Depressionen oder Angststörungen.

Anstieg von 25,6 Prozent

Bei 164 von ihnen wurde die Diagnose zum ersten Mal gestellt. Das sind 20 neue Fälle mehr als 2013. Unter dem Strich stieg die Zahl der psychischen Neuerkrankungen damit um 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt zählt die Bundeswehr seit Beginn der Auswertung im Jahr 1996 nun 1697 Soldaten mit PTBS. Es wird vermutet, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.

Eine Studie der TU Dresden aus dem vergangenen Jahr geht davon aus, dass bei rund 44 Prozent der erkrankten Soldaten die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) weder erkannt, noch diagnostiziert oder behandelt wird.

Die Bundeswehr erklärt den Zuwachs bei den Betroffenenzahlen in einer Mitteilung mit mehr Transparenz: "Es scheint durch die vermehrte Aufklärung und Prävention eine verbesserte Sensibilisierung und Entstigmatisierung entwickelt zu haben", heißt es dort.

Außerdem seien die Soldaten durch etwa 160 "Lotsen für Einsatzgeschädigte" unterstützt worden, auch wurde ein Kompendium zum Thema PTBS aufgelegt.

Allerdings ist dem aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten der Bundeswehr, Helmut Königshaus (FDP), zu entnehmen, dass 80 Lotsen an 66 der über 300 Standorte im Einsatz sind.

Keine optimale Versorgung

In dem aktuellen Bericht hatte der aus dem Amt scheidende Wehrbeauftragte die Versorgung der Soldaten mit psychischen Erkrankungen als "immer noch nicht optimal" bezeichnet.

"Es gibt keine validen Aussagen über die tatsächliche Anzahl der Einsatzgeschädigten, weil verwertbare Langzeitstudien noch immer fehlen", heißt es weiter. Problematisch sei auch, dass aus dem Dienst ausgeschiedene Soldaten nicht systematisch erfasst werden.

Fazit des Berichts: "Die Bundeswehr muss sich auf steigende Behandlungsfälle einstellen und die Behandlungskapazitäten entsprechend ausbauen."

Hier sieht Königshaus erhebliche Probleme: "Während die Behandlungsfälle insgesamt seit Beginn der Einsätze um rund das Zehnfache gestiegen sind, sind die Behandlungskapazitäten an den Bundeswehrkrankenhäusern nahezu gleich geblieben."

Mittlerweile sei es die Regel, mehr als zwei Monate auf einen Behandlungsplatz zu warten. Die verteidigungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Christine Buchholz, kommentierte die Entwicklung mit den Worten: "Krieg macht krank." (bee/dpa)

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