Corona-Management

Impfkommunikation: Regierung bevorzugt Anzeigen und TV-Spots

Die Bundesregierung hat deutlich mehr Geld für Zeitungsanzeigen zur Coronavirus-Impfung ausgegeben als für Beiträge auf Social-Media-Kanälen. Junge Menschen erreiche man so aber nicht, gibt die FDP zu bedenken.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Motiv aus der Werbekampagne der Bundesregierung zur Schutzimpfung. Die FDP-Fraktion moniert, die Informationsbedürfnisse junger Menschen würden dabei nicht ausreichend adressiert.

Motiv aus der Werbekampagne der Bundesregierung zur Schutzimpfung. Die FDP-Fraktion moniert, die Informationsbedürfnisse junger Menschen würden dabei nicht ausreichend adressiert.

© Horst Galuschka / picture alliance

Berlin. Die Bundesregierung steckt für ihre Kampagne zur Coronavirus-Schutzimpfung deutlich mehr Geld in Printmedien als in Social-Media-Kanäle. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervor. Die Antwort liegt der „Ärzte Zeitung“ vor.

Demnach wurden für Anzeigen zur Impfung in Zeitungen und Zeitschriften bisher mehr als 36,2 Millionen Euro aufgewendet. Demgegenüber fiel das Budget für digitale Kommunikationsplattformen wie Twitter, Facebook, Instagram, LinkedIn, TikTok und Telegram mit knapp 2,1 Millionen Euro erheblich geringer aus. Für Online-Werbung etwa im Webradio oder in Streaming-Diensten wurde fast eine Million Euro investiert.

Gut 72 Millionen Euro für Anzeigen und Banner-Werbung

Für die Bewerbung der Impfung „im öffentlichen Raum“, etwa in Stadien oder bei Veranstaltungen, wendete der Bund den Angaben zufolge gut 36,1 Millionen Euro auf. Für TV-Spots in privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wurden knapp 13,4 Millionen Euro bereitgestellt.

Ausgaben für die Social-Media-Aktion „Lass dich impfen“ des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung seien nicht berücksichtigt, da die Kosten bislang nicht „endabgerechnet“ seien, betont die Regierung.

Sie verweist auch darauf, dass die Impfkampagne fortlaufend evaluiert und aktualisiert werde. Die Pandemie sei seit Beginn von „hoher Dynamik“ und immer neuen Erkenntnissen gekennzeichnet gewesen. Die Impfkommunikation werde daher stetig der Lage angepasst.

Zahlen zur Immunisierung der Bundesbürger, die 60 Jahre oder älter sind, zeigten, dass die Kommunikationsmaßnahmen wirkten. Die Impfquote in der genannten Gruppe liege derzeit bei 83,5 Prozent vollständig Geimpfter und somit nah beim angestrebten Ziel von 90 Prozent.

Grundsätzlich sei über digitale Informationskanäle eine hohe Aufmerksamkeit für die Schutzimpfung erzielt worden, schreibt die Regierung. Allein auf Social-Media-Kanälen des Bundesgesundheitsministeriums habe man gut 1,8 Milliarden Impressionen erzielt. Damit sei jeder Bundesbürger im Schnitt 23 Mal erreicht worden.

Geld als Impf-Lockmittel lehnt die Regierung ab

Um noch ungeimpfte Bundesbürger zu erreichen, brauche es vor allem niedrigschwellige Impfangebote, betont die Regierung. Diese müssten direkt in den Lebenswelten ansetzen. Informationsmaßnahmen könnten hier nur begleitend unterstützen. Dabei gehe es weniger um „breit angelegte Kommunikationsstrategien mit massenkommunikativen Medien, sondern um an die Situation angepasste und gezielte Information“.

Monetäre Anreize für eine höhere Corona-Impfquote schließt die Regierung aus. Der „Hauptanreiz“ für die Impfung solle darin liegen, sich und andere zu schützen.

Zur Schutzimpfung der ab 12-Jährigen heißt es, hierzu werde außer allgemeinen Informationsmaterialien ein Print- und Onlineangebot für Eltern und Sorgeberechtigte sowie Kinder bereitgestellt. Auf Grundlage dieser Informationen sollten Kinder und Eltern mit dem Arzt eine „fundierte Entscheidung“ zur Impfung treffen.

Dem gleichen Ziel diene auch das Merkblatt „Was Sie zur Corona-Schutzimpfung für Ihr Kind wissen sollten“. Dieses sei online in mehreren Sprachen verfügbar.

„Immer einen Schritt hinterher“

Die FDP-Gesundheitspolitikerin Katrin Helling-Plahr kritisierte die Impfkommunikation der Bundesregierung scharf. Die Kampagne sei von Planlosigkeit und Verzögerung geprägt, sagte Helling-Plahr der „Ärzte Zeitung“.

Die Verteilung des Werbebudgets zeige, wie wenig die Koalition die Bedürfnisse und Kommunikationsformen junger Menschen im Blick habe, sagte Helling-Plahr. Kinder und Eltern hätten „eine vernünftige Kampagne statt Merkblätter verdient“.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Runde der letzten 9

Gießener Dermatologin steht im Finale von Miss Germany

Probleme in ambulanter Versorgung

SpiFa: „Keine einzige Baustelle des Gesundheitswesens beseitigt“

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend