SARS-CoV-2-Infektionen
KBV-Chef Gassen: Müssen uns an das Coronavirus gewöhnen
Vor zu viel Alarmismus und Verschiebungen wichtiger Arzttermine und Operationen warnt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. SPD-Experte Karl Lauterbach fürchtet hingegen einen neuen Lockdown.
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Ärzte sind für den Winter wesentlich besser gerüstet als zu Beginn der Corona-Pandemie, so der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen.
© Tobias Schwarz/AFP Pool/dpa
Berlin. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, hat vor Verschiebungen von Arztterminen oder Operationen wegen der Corona-Krise gewarnt. „Die Ärzte sind für den Winter wesentlich besser gerüstet als zu Beginn der Pandemie.“
Es gebe für Patienten keinen Grund mehr, wie im März wegen Corona Krebsvorsorge-Termine oder wichtige Operationen zu verschieben, betonte er in einem Gespräch mit der „Bild am Sonntag“. An diesem hatten auch der SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach und die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, teilgenommen.
Gassen sagte weiter, es werde nicht ad hoc ein Impfstoff für 83 Millionen in Deutschland oder gar sieben Milliarden Menschen weltweit zur Verfügung stehen. Über die Jahre werde es zu einer zunehmenden Durchseuchung der Weltbevölkerung kommen. „Wir müssen uns an das Virus gewöhnen und dürfen dabei nicht vergessen, dass es neben COVID-19 auch noch andere Krankheiten gibt“, so der KBV-Chef.
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Lauterbach warnte dagegen, „wenn es uns in den kommenden zwei bis drei Wochen nicht gelingt, die persönlichen Kontakte zu beschränken, werden die Zahlen in wenigen Wochen so stark gestiegen sein, dass uns nur noch ein erneuter Lockdown bleibt.“ Die beschlossenen Einschränkungen reichten nicht aus, um überfüllte Intensivstationen und einen deutlichen Anstieg der Todeszahlen im Dezember zu verhindern.
Gassen: Alarmismus nutzt niemandem
In Anbetracht der steigenden Zahl an Corona-Infektionen forderte Lauterbach zudem, in den Schulen den zeitgleichen Unterricht für alle Schüler zu beenden. „Wenn wir nicht wollen, dass die Schulen mit regelmäßigem Schulausfall auch noch zu Hotspots werden, sollten die Schulklassen jetzt aufgeteilt werden in Vormittags- und Nachmittagsunterricht“, sagte er.
Gassen sprach hingegen von Alarmismus, der niemandem nutze. „Wir brauchen endlich ein Rendezvous mit der Realität. Es bringt nichts, die Farbskala immer weiter dunkelrot einzufärben und am Ende „50 Shades of Red“ auszuweisen.“ Alle seien darauf angewiesen, dass die Bürger eigenverantwortlich handelten und auf sich und andere achteten.
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Die Gesundheitsämter in Deutschland hatten am Sonntag laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) innerhalb eines Tages 11.176 neue Corona-Infektionen gemeldet, am Samstag waren es 14.714. Zudem übersteigt nun nach den RKI Zahlen die Gesamtzahl der Corona-Toten in Deutschland die Marke von 10.000. (dpa)