Reaktionen auf den Impfgipfel
KV Berlin kündigt Vertrag über die Impfzentren
Die KV Berlin will sich aus der Organisation der Impfzentren zurückziehen, verneint aber einen Zusammenhang mit den Beschlüssen des Impfgipfels. Aus der Bundespolitik kommen Warnungen vor gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin hat den Vertrag mit dem Senat über die Impfzentren zum 30. April gekündigt. Das erfolgte in einem Schreiben an Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), über das der RBB zuerst berichtete. „Mit dem weiteren Festhalten an Impfzentren wird das flächendeckende Impfen in Arztpraxen weiter herausgezögert“, zitierte der Sender aus dem Schreiben.
Es habe sich um ein „formales Kündigungsschreiben“ gehandelt, hat die KV Berlin der „Ärzte Zeitung“ am Sonntag mitgeteilt. Ohne Kündigung hätte sich der Vertrag sonst um drei Monate verlängert.
Aus Sicht der KV Berlin muss das Impftempo deutlich beschleunigt werden, hierzu bedürfe es grundlegender Anpassungen der Impfstrategie sowie einer grundsätzlichen Neubewertung aller Strukturen.
Demnach will die KV ihre Mitarbeit nicht vollständig einstellen. Ab dem Zeitpunkt des Einstiegs der Praxen in die Impfkampagne will sich die KV aber aus der Organisation zurückziehen. Sie könne dann keine Verpflichtungen mehr übernehmen, die Dienste in einzelnen Impfzentren zu besetzen, oder einen weiteren Ausbau des Schichtsystems gewährleisten, hatte der RBB die KV aus internen Quellen zitiert.
1600 Berliner Praxen wollen impfen
Die meisten Impfärzte in den Berliner Impfzentren stellt die KV. Dazu kommen Krankenhaus- und Betriebsärzte. Von den sechs Impfzentren der Hauptstadt sind de facto fünf in Betrieb. Die Zentren an den ehemaligen Flughäfen Tegel und Tempelhof verimpfen nach Auskunft des medizinischen Koordinators der KV für die Impfzentren ausschließlich die Vakzine von AstraZeneca.
Bereits am Donnerstag hatte die KV Berlin die „umgehende flächendeckende Verimpfung“ des Impfstoffs AZD1222 von AstraZeneca in den Berliner Hausarztpraxen gefordert. Mehr als 1600 Berliner Praxen haben sich bei der KV Berlin bereits als Impfpraxen registrieren lassen.
Bund steckt im Dilemma
Es sei richtig, eine flächendeckende Verimpfung in den Arztpraxen erst dann zu ermöglichen, wenn hierfür ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen, kommentierte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion Karin Maag die Gipfel-Beschlüsse. Die etablierten Strukturen der Impfzentren und die mobilen Impfteams sollten weiterhin bestehen bleiben. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen sollten vermieden werden.
Der Bund steckt auch bei aufwachsenden Impfstofflieferungen in einem Dilemma: Bei der Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder hatte der Bund bereits am 10. März die Finanzierung der Impfzentren bis zum 30. September zugesichert.
Zentren müssen Leistung verdoppeln
Laut Beschluss von Freitag sollen die rund 460 Impfzentren in Deutschland 2,25 Millionen Impfdosen in der Woche erhalten. Am vergangenen Freitag sind über die Zentren ausweislich der RKI-Statistik knapp 201 000 Impfungen erfolgt. Ein kleiner Teil der in der Zentrenstatistik erfassten Impfungen wird bereits von niedergelassenen Ärzten in ihren Praxen erbracht, die im Auftrag der Zentren impfen.
Um die vereinbarte Menge zu verimpfen, müssten die Zentren ihre Leistung knapp verdoppeln. Im Interview mit der „Ärzte Zeitung“ hatte der stellvertretende KBV-Vorsitzende Dr. Stephan Hofmeister am Dienstag Zweifel angemeldet, dass die Impfzentren dies schaffen könnten. „Jetzt müssen die Länder liefern und wöchentlich 2,5 Millionen Impfdosen verimpfen“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Schafften sie das nicht, müssten sie sich dafür verantworten.