Rheinland-Pfalz
Kein Schema F bei Nachbesetzung
Bei der Sicherstellung auf dem Land setzt die KV Rheinland-Pfalz neuerdings auf maßgeschneiderte Hilfsprogramme.
Veröffentlicht:MAINZ. Nicht warten, bis es zu spät ist – diesen Appell richtet Georg Dräger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhaunen im rheinland-pfälzischen Landkreis Birkenfeld, an andere ländliche Kommunen. "Bei uns geben zwei Ärzte in den nächsten Jahren ihre Praxen auf", sagt Dräger, dessen Verbandsgemeinde aktuell noch als überversorgt gilt. Das könnte sich jedoch schnell ändern. "Als ich mich näher mit dem Thema Nachbesetzung befasst habe, habe ich erfahren, dass eine Praxisübernahme zwei bis drei Jahre Vorlauf braucht", berichtet er. "Deshalb können wir nicht warten, bis die Praxen schließen!"
Dräger wandte sich an die KV Rheinland-Pfalz, um zu erfahren, was Rhaunen als Kommune tun kann, um die Versorgung langfristig zu sichern. Die KV hat daraufhin die Kampagne "KV Initiativ" aufgelegt, die der Vorstand am Freitag in Mainz vorgestellt hat. Die Idee dahinter: Die KV geht aktiv auf Regionen und Kommunen zu, in der die Versorgungssituation laut Prognose in den nächsten Jahren kritisch werden könnte, bietet ihnen Unterstützung an und erarbeitet gemeinsam mit Politikern und Ärzten vor Ort eine Lösung. Zu den acht in erster Welle kontaktierten Regionen gehören der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Donnersbergkreis und der Kreis Cochem-Zell. Weitere sollen folgen.
Dabei wurde schnell klar: Eine Lösung, die auf alle passt, gibt es nicht. Deshalb stellt die KV speziell auf die Region zugeschnittene Analysen, Statistiken und Berechnungen zusammen. Und versucht, mit neuen Ideen auch da eine Praxisübernahme möglich zu machen, wo sie normalerweise scheitern würde. "Früher hat ein Praxisinhaber abgegeben, der nächste hat übernommen", sagt Harald Allmendinger, Leiter des Ressorts Beratung. "Nun haben wir heute aber vorwiegend weiblichen Nachwuchs in der Ärzteschaft. Wenn eine Ärztin sagt, dass sie die Praxis nicht allein übernehmen möchte, zum Beispiel aus familiären Gründen, dann können wir Kooperationsmöglichkeiten prüfen oder überlegen, ob eine Nachbarpraxis diese mit übernimmt."
Auch erklärt die KV den Kommunen, welche Förderungen möglich sind. Denn das, berichtet Dr. Nadja Moreno, Leiterin der Abteilung Sicherstellung, sei den Akteuren in den Regionen oft gar nicht bewusst – dabei könnten Zuschüsse zum Beispiel aus dem Strukturfonds als gutes Argument für eine Niederlassung dienen.
Schließlich und endlich sieht die KV sich auch als eine Art Dolmetscher, der den Kommunen erklärt, was junge Ärzte heute von einem Ort erwarten, damit er für eine Niederlassung attraktiv wird. Schnelles Internet, ein Arbeitsplatz für den Partner, Schul- und Betreuungsangebote – manches Manko können die Kommunen selbst aus der Welt schaffen.
In letzter Instanz seien auch kommunale MVZ eine Möglichkeit – so wie neuerdings in Katzenelnbogen im Rhein-Lahn-Kreis. "Wir sind nicht unbedingt dagegen, dass Kommunen als ,Player' auftreten, wenn vor Ort kein ,Player‘ ist", so Dr. Andreas Bartels, stellvertretender Vorsitzender der KV. Er persönlich würde jedoch immer eine selbstständig geführte Praxis bevorzugen.