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Kodiermanipulation geht weiter, klagt die TK

Die Techniker Kasse hat eine Studie zur Kodierpraxis in Auftrag gegeben. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

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HAMBURG. Vertragsärzte werden ungeachtet des gesetzlichen Verbots weiterhin bei der Kodierung "beraten" – nur die Methoden haben sich geändert. Das berichtet die Techniker Kasse unter Verweis auf eine von ihr in Auftrag gegebene Studie des Wissenschaftliches Instituts für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung in Leipzig (WIG 2). Die Mitarbeiter haben von Anfang September bis 20. Oktober bundesweit 1000 niedergelassene Allgemeinärzte, praktische Ärzte und Internisten ohne Schwerpunkt befragt.

Rund 82 Prozent der befragten Ärzte gaben an, sie seien seit dem Start des Morbi-RSA im Januar 2009 schon einmal "beraten" worden: 17 Prozent berichteten von Beeinflussungen durch die Praxissoftware, 63 Prozent der Ärzte von einer persönlichen Kodierberatung in der Praxis.

Im Frühjahr dieses Jahres hat die große Koalition die "Beratung" von Ärzten, die allein das Ziel hat, Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds zu erhöhen, verboten. Die Regelung wurde an das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HVVG) angedockt, das am 11. April in Kraft getreten ist.

Das HHVG hat unter anderem den Bestandsschutz der umstrittenen Betreuungsstrukturverträge eingeschränkt und zusätzliche Vergütungen für Diagnosen ebenso wie die Kodierberatung durch Kassen verboten.

Mit Blick auf die neue Rechtslage durch das HVVG sind zwei Grundgesamtheiten unterschieden worden, nämlich befragte Ärzte im Zeitraum vor und nach April 2017. Fast jeder fünfte befragte Arzt (18,2 Prozent) berichtet, er sei seit April trotz des neuen gesetzlichen Verbots bei der Kodierung "beraten" worden.

Offensichtlich haben sich die Methoden der Beeinflussung aber geändert: "Der effizientere und weniger kontrollierbare Weg über die Software nimmt zu, wohingegen die Praxisbesuche offensichtlich abnehmen", sagte TK-Sprecherin Dorothee Meusch der "Ärzte Zeitung".

Die Häufigkeit der "Beratung" variiere dabei in Abhängigkeit von den Indikationen: 63 Prozent der Ärzte berichten von Einflussversuchen bei der Kodierung von Erkrankungen des Kreislaufsystems, bei Stoffwechselerkrankungen sind es 59 Prozent, bei Atmungs-Erkrankungen 42 Prozent.

Vorgenommen hat die anonyme Online-Befragung der Dienstleister DocCheck Medical Services, teilt die TK mit. Die Stichprobe der 1000 Ärzte, die per Mail zur Befragung eingeladen wurden, basiere auf einer nach Bundesland quotierten Zufallsauswahl aus dem Ärztepanel des Dienstleisters – darunter 790 Allgemeinärzte und 210 hausärztliche Internisten.

Der Morbi-RSA steht seit Jahren auch wegen seiner Manipulationsanfälligkeit in der Kritik. Bei der Verteilung der Gelder aus dem Gesundheitsfonds erhalten die Kassen Zu- und Abschläge. Relevant sind dabei unter anderem Merkmale wie Alter und Geschlecht sowie die Krankheitslast anhand von 80 ausgewählten Krankheiten. (fst)

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